9 Amerikas Osten – von Natchez nach New Orleans

Auf unserem Weg von Natchez nach New Orleans auf der vierspurigen US-61 passieren wir etwa 6 km südlich von Natchez Mammy`s Cupboard, ein kleines Restaurant in Form einer überlebensgroßen Südstaatenfrau, deren roter Rock schon von weitem zu sehen ist. Das Restaurant hat sich der veränderten Einstellung zum kulturellen Rassismus angepasst. Die Haut ist nicht mehr schwarz, sondern hellbraun. Leider haben wir noch keinen Hunger, sonst wären wir gerne hier eingekehrt.

Unsere Route führt uns durch St. Fransisville, eine kleine Stadt. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Erfahrungen mit Kleinstädten ist hier richtig viel los. Wir haben die Wahl zwischen dem überfüllten „Café Magnolia“ und einem kleinen Café nebenan. Wir entscheiden uns für die italienische Kaffeemaschine im „Bird Man Café“.

So sind wir gestärkt für Baton Rouge.

Es ist die am weitesten landeinwärts gelegene Stadt am Mississippi, die mit Hochseeschiffen erreicht werden kann. Wir fahren in den 27. Stock des Capitols und genießen den spektakulären Blick auf den Mississippi.

Auf dem Highway 18 gondeln wir in Richtung New Orleans, immer am Mississippi entlang. Hohe Deiche schützen vor einer möglichen Überflutung, so dass man den Mississippi an keiner Stelle sieht. Man muss den Deich erklimmen, um den majestätischen Fluss zu sehen.

Unser kleines Hotel liegt direkt im French Quarter, das Zimmer geht auf einen ruhigen Innenhof hinaus.

Darüber sind wir froh, denn in der nahe gelegenen Bourbonstreet ist es laut.

Hier rockt der Bär und aus allen Bars schallt Livemusik in allen Variationen. Wir sind erschlagen und fühlen uns ein wenig überfordert! Nach dem großartigen Abendessen (Cajun Jambalaya Pasta – Nudeln in cremiger Soße mit Krabben, scharfen Wurststückchen und Alligatorfleisch und Crab Meat Cakes – Krabbenfleischburger mit Gemüse) verziehen wir uns müde ins Hotel.

Am 2. Tag steht nach dem Frühstück im Café Croissant D‘Or ein Spaziergang durch das französische Viertel auf dem Programm. Der Spaziergangsvorschlag im Lonely Planet ist super.

Unterwegs buchen wir im Visitor Center Tickets für heute Abend einen Ghostwalk und für morgen eine Bootstour durch die Sümpfe des Mississippi. Der Mann im Touristenbüro schickt uns noch ins Café du Monde. Hier müssten wir unbedingt die Beignets probieren. Das kommt gerade recht, es ist mal wieder Kaffeezeit. Die Beignets in New Orleans sind weiche, frittierte Krapfen, die dick mit Puderzucker bestäubt sind. Sie sind lecker und der Kaffee macht uns wieder wach.

Auch auf Reisen gibt es Aufgaben: In New Orleans steht Wäschewaschen auf dem Programm. Zum Glück ist der Waschsalon nur wenige Meter vom Hotel entfernt.

Pünktlich zum Ghostwalk ist unsere Wäsche frisch gewaschen und der Geisterspaziergang kann beginnen. Er beginnt rasant mit einem Cocktail „Hurricane“. Er haut uns um. Beim Warten auf unsere Führerin essen wir ein großes Stück Pizza, damit der Alkohol etwas “neutralisiert” wird. Dann geht es los.

Ungefähr in der Mitte erwischen mich die Geister und ich verliere die Gruppe. Ich hatte mir noch die Geschichte zu einem Geisterhaus notiert und plötzlich sah ich die Gruppe nicht mehr. Zum Glück finde ich die Gruppe nach 30 Minuten wieder. Die Geschichten sind zu gruselig, besonders die von Madame Delphine LaLaurie, die eine Sklavin vom Balkon (s.o., letztes Bild) zu Tode stieß und bei der die Polizei 1834 7 Sklaven mit schwersten Verletzungen fand. Ja, New Orleans war eine Stadt zum Fürchten, damals wie heute.

Zur Ablenkung hören wir ein Jazzkonzert im Fritzel’s. Die Jazzband ist einfach hervorragend.

Am 3. Tag in New Orleans machen wir einen Ausflug, eine “Swamp-Tour”. Wir lieben Fluss- und Sumpflandschaften und das Mündungsgebiet des Mississippi-Deltas ist einfach märchenhaft. Wir erkunden es von Port Lafitte aus auf einem kleinen Boot. Das Boot tuckert vorbei an tropischen Pflanzen, mit Lousianamoos bewachsenen Bäumen und zahlreichen Alligatoren, die uns begleiten. Gemächlich schaukelt das Boot durch die grüne Hölle. Man könnte süchtig werden nach diesen Grüntönen. Es sind mehr als “Fifty Shades of Green”.

Interessant ist der Friedhof, den wir am Ende der Swamp-Tour vom Boot aus sehen. Er wurde auf einem prähistorischen Hügel angelegt. Die Gräber befinden sich an den Seiten und um die Basis (15 m Durchmesser) des großen Hügels. An der Seite des grasbewachsenen Hügels wächst eine riesige, moosbewachsene Eiche. Der Friedhof wurde nach den Brüdern Berthoud benannt, von denen einer eine Plantage in der Nähe besaß, die Mavis Grove Plantage. Friedhöfe befinden sich manchmal an besonders schönen Plätzen.

Hiermit nehmen wir Abschied von der entspannenden Tour durch das Sumpfgebiet des Mississippis und zurück geht es ins quirlige New Orleans.

Am Nachmittag ergattern wir noch einen Platz in der Preservation Hall.

Diese Jazzbar wurde 1961 gegründet und verzaubert auch uns durch ihren intimen Charakter. Wendell Brunious und die Preservation Hall Legacy Band bieten hier Jazz vom Feinsten. Hier seht ihr ihn mit seiner Klarinettistin und mir.

Danach schmeckt der leckere Shrimp-Gumbo besonders gut. Wir beschließen unseren Aufenthalt mit einem Absacker in einer der ältesten Bars im French Quarter, der schummrigen Lafitte‘s Blacksmith Shop Bar aus dem 18. Jahrhundert.

Was für eine Stadt. Wenn wir ehrlich sind, sind wir froh, morgen weiterfahren zu können. New Orleans ist zwar spannend, aber auch laut, teuer und erschreckend. Weshalb erschreckend? Wir haben Männer in teuren Autos durch die Straßen gondeln gesehen, mit riesigen Gewehren neben sich. Da braucht es keine Ghost-Tour mehr.

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