4 Amerikas Osten – Chicago

Tag 1

Wir fahren vom Süden rein und schon hier beeindruckt die Skyline. Bald taucht der Lake Michigan auf, wir sind überwältigt. Unser Hostel liegt im Norden in einer ruhigen Wohngegend. Auch das gefällt uns.

Die Privatdetektivin V. I. Warshawski, eine Romanfigur von Sara Paretzky, lebt in Chicago. Jeden Morgen und immer wenn sie einen freien Kopf braucht, läuft sie am Lake Michigan eine Runde. Dieses Bild hatte sich bei uns eingebrannt und wir freuen uns, als auch wir endlich hier stehen, mit Blick auf die imposante Skyline.

Wir rennen nicht wie Warshawsky, sondern schlendern vom Lincolnpark an der Shoreline zur Michigan Avenue oder auch Magnificent Mile genannt. Hier beginnt das Shoppingparadies mit den vielen Edelkaufhäusern, vorbei an funkelnden und imposanten Hochhäusern. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus.

Hunger treibt uns in die Ohio Street zur Pizzeria UNO, wo seit 1943 Pfannenpizzen gebacken werden, die eher wie Pies sind! Der Rand ist wunderbar knusprig und die Füllung lecker. 

Gestärkt sind wir wieder aufnahmefähig und es geht zum Navy Pier.

Wir bummeln entlang, schauen uns das Riesenrad an und frösteln ein wenig.

Es weht ein kalter Wind, was vielleicht an den wehenden Fahnen nachempfunden werden kann.

Durch den Spaziergang (ca. 12 km) haben wir ein Gefühl für die Entfernungen bekommen. Zurück geht es mit dem Bus.

Tag 2

Lange im voraus hatten wir eine Architekturtour beim Chicago Architecture Center gebucht. Eine nette pensionierte Lehrerin, Suzy vom Chicago Architecture Center, führt uns zu zweit. Das ist Luxus. Sie bringt uns zu markanten Gebäuden in der Innenstadt von Chicago. So bekommen wir einen super Überblick und auch einen guten Eindruck von der „Spielfreude“ der Architekt*innen. So gleicht zum Beispiel der Glockenturm des 1925 erbauten Tribune Towers an den Glockenturm der Kathedrale von Rouen.

Das gleiche Spiel wurde mit dem Carbide and Carbone Building getrieben, das während der Prohibition in Form einer Champagnerflasche gestaltet wurde.

Auch das Wrighley Building, dessen Standort am Fluss optimal gewählt wurde, erinnert mit seiner weißen Fassade an Kaugummis. Der Turm deutet die Umrisse der Giralda in Sevilla an. Das tut er auch, aber leider wird das ganze Gebäude vom Trump Tower etwas in den Schatten gestellt.

Weiter geht es zu den Wolkenkratzern von Mies van der Rohe. Wunderbar inspirierend sind die beiden Hochhäuser von Jeanne Gang. Zum einen der Aqua Tower, dessen Balkone die plätschernden Wellen des Lake Michigan symbolisieren und auch das zweite Hochhaus, der Vista Tower, nimmt die Farbe des Wassers auf.

Gleich dahinter kommen wir zum Millennium Park mit dem Cloud Gate von Anish Kapoor, in dem sich sowohl die vorbeigehenden Menschen als auch die Hochhäuser spiegeln. Das ist wirklich sehr gelungen.

Nun geht es zurück ins Finanz- und Geschäftszentrum mit dem Chicago Cultural Center im Art Deco-Stil. Wunderschöne Tiffani-Glaskuppeln erwarten uns. Heute befindet sich hier der offizielle Empfangsraum der Stadt. Die Glaskuppeln wurden 2021/22 restauriert und verzaubern alle. 

Suzy zeigt uns noch die unterirdischen Gänge zu Macy‘s.

Hier kann man wohl auch bei Regen trockenen Fußes von A nach B kommen. Sie hat uns wirklich einen ersten umfassenden Einblick in die Architektur Chicagos gegeben. Wer sich für Architektur interessiert, sollte unbedingt eine Tour buchen (https://www.architecture.org/tours/).

Nachmittags setzen wir alleine unseren Weg fort! Die großen Stahlskulpturen von Picasso und Calder faszinieren uns.

Aber auch ältere Gebäude wie das Monadnock, eines der höchsten Bürogebäude mit tragendem Mauerwerk, das Fisher Building mit seinen Terra-Cotta-Verzierungen,

das Marquette Building,

eines der ersten Stahlbetongebäude und das Rookery mit der Treppe von Frank Lloyd Wright gefallen uns. 

Und schließlich das Chicago Board of Trade. Das Gebäude ist im Art-Deco-Stil erbaut. Auf seiner Spitze thront die Göttin Ceres, eine Anspielung auf die Geschichte der Börse als Rohstoff- und Getreidemarkt.

Uns schwirrt der Kopf und dies spiegelt sich im Wetter wider. Es war sonnig-warm und plötzlich ziehen Wolken auf, es wird windig und richtig kalt. Da hilft nur noch, schnell ins Warme zu kommen. Wir wählen die Barlounge des Henry Hancock Centers im 96. Stockwerk.

Tag 3

Der Stadtteil Chinatown ist mit der Red Line Cermack/Chinatown gut zu erreichen.

Überhaupt ist der öffentliche Nahverkehr in Chicago hervorragend. Das Viertel ist das drittgrößte in den USA. Wir schlendern durch das traditionelle „Old Chinatown“

und dann, nachdem wir uns mit einer Phò gestärkt haben, über den Chinatown Square, ein Viertel, das an eine große Mall erinnert.

Von hier aus gelangen wir zum Ping Tom Memorial Park, der zu Ehren eines Geschäftsmannes aus Chinatown angelegt wurde. Das Flanieren ist spannend, seht selbst! Beeindruckt sind wir auch von der Liftbrücke und der Hebebrücke.

Wir wollen nochmals zum Millennium Park, der wirklich eine Attraktion erster Klasse ist. Der Pritzker-Pavillon ist eine riesige Freilichtbühne, auf der im Sommer öffentliche Aufführungen stattfinden.

Es geht nochmals am silbernen Cloud Gate, Volksmund: Bean von Anish Kapoor vorbei.

Wir überqueren die großzügige BP Fußgängerbrücke, die von Frank Gehty entworfen wurde. Sie überspannt den Columbus Drive und verbindet den Grant Park mit dem Millennium Park. Im Grant Park spuckt der Buckingham Fountain zur vollen Stunde 6 Millionen Liter Wasser 15 Stockwerken hoch in den Himmel. Chicago ist eine Stadt der Superlative.

Zurück laufen wir zum Crown Fountain mit seinen zwei riesigen Videoinstallationen. Sie zeigen verschiedene Gesichter, die nach einiger Zeit Wasser „spucken“.

Im Abendlicht zeigen sich die architektonischen Meisterwerke besonders fesselnd.

Alte Hotels sind immer spannend, so auch das Palmer House. Potter Palmer hat das Palmer House seiner Bertha zur Hochzeit geschenkt. Es war ein prächtiges Hotel, besonders luxuriös. Nur 13 Tage nach der Eröffnung fiel das Palmer House dem großen Brand von Chicago (1871) zum Opfer. Das schreckte Potter nicht. Er nahm allein durch seine Unterschrift einen Kredit von 1,7 Millionen Dollar auf und schon 1873 empfing das neue Palmer House wieder seine ersten Gäste. In den letzten Jahren wurde das Hotel für 170 Millionen Dollar renoviert. Ich sitze jetzt auf dem Krokodilledersofa, man sieht, so ganz entspannt sitze ich hier nicht. Schön ist das Hotel auf jeden Fall.

Rooftopbars sind Pflicht in Chicago. Von oben wirkt die Stadt gigantisch. Wir haben folgende ausprobiert:

Hotel London House

Eine atemberaubende Aussicht auf den Chicago River, den Lake Michigan und die Magnificent Mile bietet die Dachterrasse vom 22. Stockwerk des Hotels London House. Bei unserem Besuch gab es sogar kostenlose Champagner Proben! 

Chicago Athletic Association Hotel

Das Cindy‘s im Chicago Athletic Association Hotel bietet einen beispiellosen Blick auf Chicago, den Millennium Park und den Lake Michigan. 

John Hancock Center

In der Signiture Lounge im 96. Stockwerk des John Hancock Centers sieht man über die gesamte Innenstadt von Chicago von Norden bis nach Süden. Probiert auch die kleinen Speisen, sie sind lecker. (Für alle Frauen – der Blick vom WC wird euch begeistern).

Chicago ist ein El Dorado für Fotografen und deshalb findest du in diesem Beitrag nur eine Auswahl. Hast du Lust auf mehr Fotos? Dann schaue mal auf Peters Bildergalerie www.lichtglobal.de!

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