Schon für die Anreise auf die Insel braucht es Geduld. Das Gepäck muss aufgegeben werden, dann warten bis das Einchecken beginnt, auf der Fähre muss ein Platz gesucht werden und los geht es zur kurzen Überfahrt. Wangerooge, bzw. der Westturm und der Hafen sind sichtbar und die Inselbahn wartet. Angekommen werden alle Passagiere auf die Bahn verfrachtet und nach längerer Warterei zuckelt die Bahn zum Örtchen.

9 Tage liegen vor uns. Das Wetter ist prima. Bis wir eingecheckt haben, ist es Abend. Wir freuen uns über unsere perfekte Unterkunft. Neben der hochwertigen Ausstattung gefällt uns der Blick aufs Meer. Es kann nicht schöner sein. Am Anreisetag läuft außer Aperitif und Backfisch ansonsten nichts mehr.

Am 2. Tag erkunden wir das Örtchen Wangerooge und den Westen zu Fuß. Durch das Örtchen sind wir schnell durch. Dann wandern wir durch die blühenden Dünen. Gerade im Westen gibt es die größte zusammenhängende Heide auf den Ostfriesischen Inseln. Sie ist verbuscht und auch gebietsfremde Gehölze, wie die Kartoffelrose haben sich ausgebreitet. Das sieht super hübsch aus, da sie im Moment blühen. Naturschützer wünschen sich den ursprünglichen Bewuchs und die Rose gehört nicht dazu. Uns gefällt es! Wir sind verzaubert!

Auch schön ist es beim westlichsten Café, dem Surfcafé, wo wir uns mit einem Cappuccino mit Blick aufs Meer stärken.

Schwimmen gefällt im Moment nur den ganz „Abgebrühten“. Das Wasser ist 14 Grad warm. Peter gehört zu dieser Gruppe!

Das Wetter ist herrlich, so dass wir die Gastronomie an der Strandpromenade bevorzugen. Heute speisen wir lecker in der „Strandlust“.

Morgens haben wir uns am 3. Tag zu einer Wattwanderung angemeldet. Es wird eher ein Wattbuddeln. Wattwurm, Identifikation der auffindbaren Muscheln und das spannende Leben der Strandkrabbe, sind die Themen. Ich hatte mir mehr erhofft, ein wenig mehr wandern und vor allem Infos über den Zustand des Watts. Schließlich hatten wir über die Umweltstation Nationalparkhaus gebucht.

Nachmittags geht es zum östlichen Teil der Insel. Die ganz große Runde verschieben wir auf ein andres Mal. Zunächst geht es am Strand entlang, bis zum Aufgang der „Jever-Plattform“.

Wow, hier lohnt der rundum Blick zum Meer und zum Watt. Wir laufen auf der Dünenseite auf dem Seelenpfad weiter, wieder herrlich durch blühende Kartoffelrosen.

Auch der östliche Teil ist super schön. Abends haben wir im Fischrestaurant Kruse gebucht. Der Fisch schmeckt wunderbar frisch, das ganze Gericht hat für mich leider zu wenig Pepp. Die Zubereitung wird der leckeren Seezunge nicht gerecht. Sei’s drum.

Am 4. Tag ist es zunächst bedeckt und grau. Lesen und lange Frühstücken ist angesagt. Als sich die Sonne sehen lässt, holen wir unsere Walkingstöcke und laufen 8 km auf der Deichkrone im Süden und zurück. Der Strandhafer wogt glitzernd im Wind und die Weite fasziniert mich. Dies wirkt wie tiefe Meditation.

Schiffe vorbeiziehen sehen, hat ebenfalls was Meditatives an sich. Ein Hauch von großer, weiter Welt wird spürbar. Peter lädt eine App herunter, mit der man nachvollziehen kann, um welche Schiffstypen es sich handelt, wie die Schiffe heißen, unter welcher Flagge sie laufen, wie groß sie sind, wo sie herkommen und welchen Hafen sie anlaufen. Manche Schiffe wirken zum Greifen nah, weil vor Wangerooge hintereinander gestaffelt drei Fahrwasser liegen: das Vorderste führt nach Wilhelmshafen, dann kommt Bremerhafen und auf dem Hintersten, nördlichsten sind die Schiffe zu sehen, die nach Hamburg fahren. Es ist unglaublich, wie viel auf dem Wasser los ist!

Schönstes Sommerwetter erwartet uns am 5. Tag. Kein Wölkchen ist sichtbar. Einen besseren Wandertag zum Westturm kann es nicht geben. Also nichts wie los. Die Sonne ist trügerisch. Trotz Sonne bleibt es den ganzen Tag frisch. Die Wanderung ansonsten ist super.

Es geht über den Deich zum Leuchtturm, vorbei an unbevölkerten Schullandheimen. Leben gibt es wieder am Westturm, die Jugendherberge hat offen. Wir trinken hier Kaffee mit frischgebackener Waffel und roter Grütze! Die westliche Deichbefestigung mit Baufahrzeugen wird auch am Sonntag vorgenommen. Der Lärm ist beim Kaffeetrinken etwas lästig. Aber nur ein wenig. Das Besteigen des Turms ist wegen Corona leider nicht möglich. Der Blick von oben wäre sicherlich herrlich. Wir werden entschädigt beim Rückweg. Auch auf der Deichkrone reicht der Blick scheinbar grenzenlos! 

6.Tag! Morgens lesen wir Ostfriesenschwur von Klaus-Peter Wolf. Der Krimi beginnt auf Wangerooge. So ganz ist das nicht meine Krimiwelt. Vieles ist zu schwarz-weiß. Zurück zum tatsächlichen Leben, kleine Inseln hat man sich irgendwann erwandert! Auf Wangerooge gibt es 2 Richtungen, wenn man im Ortskern wohnt. Es geht nach Westen oder nach Osten und ein wenig nach Süden. Heute walken wir in Richtung Westen! Durch Flut und Ebbe sieht es immer wieder neu und anders aus. Heute sind die Salzwiesen in Richtung Watt vom Wasser überspült. Das sieht schön aus. Nach 7 km haben wir einen Aperitif verdient. Wir sitzen im Strandkorb, sippen an einem Mojito  und schauen Leute an! Wie unterschiedlich wir Menschen doch sind.

7. Tag! Die Insel Wangerooge war im Ersten sowohl im Zweiten Weltkrieg wichtig durch ihre strategisch günstige Lage. Kurz vor Kriegende, am 25. April, wurde Wangerooge bombardiert mit 6000 Bomben, deren Krater zu entdecken sind. Noch bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war der Osthafen genutzt worden. Aber ein Aufrechterhalten des Hafens lohnte nicht. Heute verfällt er malerisch.

Da wandern wir heute hin. Der Himmel ist makellos blau und wir staunen nach wie vor über die Weite.

Es geht einmal um die Ostspitze und am Watt zurück, bis zum Café Neudeich. Leider hat es Ruhetag, so dass wir den Rest des Wegs wieder am Strand zurücklegen. Morgens war Ebbe, jetzt steht das Wasser wieder hoch. Ein Wahrzeichen Wangerooges ist das Café Pudding. An diesem markanten Punkt der Insel befand sich im Zweiten Weltkrieg ein Bunker. Nachdem dieser nach dem Krieg nicht mehr benötigt wurde, pachteten die jetzigen Besitzer den Bunker und funktionierten diesen zur Eisdiele um. Das ist einfach ein schönes Bild.

Das Grauen des Krieges wird zum Sommerspaß. Klein und Groß laben sich mit kühler Leckerei. Die Pächter konnten das Grundstück nebst Bunker erwerben. Heute ist es ein wunderbarer Platz zu speisen und den Sonnenuntergang zu beobachten! Der ehemalige Bunker ist nur noch an der Theke zu sehen, rundum wurden Erweiterungen vorgenommen. Wir sind angenehm überrascht vom Essen, besonders der Pannfisch in Senfsoße von Peter überzeugt voll und ganz.

Heute am 8. Tag ist wieder der Westen dran, walkend. Ich sage ja, bei kleinen Inseln kann man nur die Richtung wechseln. Wir walken zum Westanleger, es ist schon fast zu heiß!

Aber natürlich weht ein kleines Lüftchen. Im Westen angelangt, kommen wir nicht um die Waffeln im Westturm herum. Die ganze Runde bis zum Westanleger entspricht der Runde um den Ostanleger. Beide Strecken sind 12 km lang. Beides sind wunderschöne Wanderrouten. Uns gefallen sie. Fahrräder haben wir nicht geliehen. Wir erreichen ja alles zu Fuß.

Wir wollen zum Café Neudeich und walken am 9. Tag wieder mal in den Osten. Nein, keine Sorge, es ist überhaupt nicht langweilig. Für alle Sinne ist es immer wieder anders – ich sehe Neues, höre die Vögel, das Rauschen des Meeres und vieles mehr, ich schwitze und meine Haut fühlt sich warm an oder auch kalt und die Gerüche ändern sich ständig. Besonders durch das Grün-Grau-und Sandfarbene wirkt jeder Tag bemerkenswert andersartig.

Unser letzter Sonnenuntergang auf der Insel berührt uns tief. Hier zeigt sich, wie unterschiedlich die Tage enden.

Unsere Tage auf Wangerooge sind leider vorbei. Das Wetter trauert mit. Es hat Seenebel.

Den Insulanerinnen und Insulanern war es überaus wichtig, die Corona-Regeln einzuhalten. Ohne schriftliche Registrierung oder mit der Luca-App lief in der Gastronomie gar nichts. Auch im Supermarkt wurde sehr darauf geachtet, dass jede, jeder einen Einkaufswagen mitnahm. Eine Rüge bei Nichteinhaltung kam postwendend. Uns interessierten die Inzidenzzahlen. Trotz der Erhöhung der Zahlen durch die Delta-Mutanten liegt die Zahl in Friesland im Moment bei 0,00! Lissabon wird wegen der Delta-Variante abgeriegelt. Vorsicht ist nach wie vor wichtig. Offensichtlich sind hier alle darauf bedacht, die Regeln einzuhalten. Im Infobättle von Wangerooge vom 12.06.21 wird es in etwas so zusammengefasst: Es geht wieder aufwärts. Viele Reisende kommen frisch getestet auf die Insel. Alle können wieder aufatmen (auch die Geschäftsleute und Gastronomen) und Meerweh kann gestillt werden.
Jetzt geht es wieder in gefährlichere Gefilde, oder?

2 Kommentare

  1. Klingt nach einem super Urlaub!
    Mal sehen, wo es euch als nächstes hin treibt.

    1. Es war super! Das nächste Mal sind unsere Enkel*in dran!

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