Tag 1
In Souillac, einer Kleinstadt an der Dordogne, legen wir einen morgendlichen Stopp ein. Die Abteikirche St. Marie ist ein absolutes Muss, mit den atemberaubenden Reliefs am Hauptportal.


Schon das große Relief über der Tür, zeigt unter den dreilagigen Wellenbändern (Wolken des Himmels) die Legende von Theophilus, der mit dem Teufel einen Pakt schloss. Theophil bereut und büßt, mit Erfolg. Die Unterschrift von ihm wird gelöscht, die heilige Jungfrau und der Erzengel Michael erscheinen ihm. Begleitet wird die Szene von Petrus und Benedikt und Teufeln in mehreren Varianten.
Rechts vom Eingang blickt man auf den außergewöhnlichen Bestienpfeiler, wo die Grundübel der Menschheit wie Hochmut/Stolz/Unterdrückung und Begierde/Lüsternheit und allerlei Getier dargestellt wird. Jeder jagt und beißt jeden und ein heilloses Durcheinander ist zu sehen. Einzig die monumentale Figur des Jesaja vermag Ruhe zu verbreiten. Seine lebensvolle und lebendige Gestalt weist hier eindringlich auf die Menschwerdung Christi hin.
Angefüllt mit Eindrücken geht es weiter nach Sarlat-la-Canéda mit den erhabenen, goldleuchtenden Renaissancehäusern. Wunderbar ist es, dass wir an einem Dienstagmorgen ankommen. Dienstags ist Markttag und man kann erahnen, welche Köstlichkeiten einen in der weiteren Zeit erwarten werden.
Wir schlendern etwas gesteuert durch ein Faltblatt, der Rundgangvorschlag des Office du Tourisme, durch die Altstadt und schnuppern an den Köstlichkeiten. Wir kaufen Käse, Wurst und Obst für ein ausgiebiges Vesper zur Mittagszeit. Dieses verspeisen wir wieder zurück am Ufer der Dordogne, unterhalb von Domme, wo wir heute Abend nächtigen werden.

Domme ist eine Bastide, die aufgrund des unregelmäßigen Untergrundes mit polygonalen, zueinander laufenden Straßen versehen ist. Hier halten wir vergeblich nach dem rechtwinkligen Straßenraster Ausschau. Was Domme besonders hervorhebt ist die Lage, hoch über der Dordogne mit einem Ausblick von der Aussichtsterrasse La Barre ins Tal bis nach Beynac und im Osten bis zum Single de Montfort. Wir übernachten im Hotel L’Esplanade, was perfekt ist. Wir trinken neben der Aussichtsterrasse im Hotel unseren Apéritif und genießen die Aussicht. Schöner geht es nicht. (2x Abendessen im L’Esplanade – sehr lecker)

Tag 2
Eine kurzer Stadtrundgang durch Domme steht am nächsten Morgen an, bevor wir nach La Roque Gageac fahren. Wir haben Glück. Wir bekommen noch ein Kajak beim Bootsverleih.

Vorbei geht es zunächst an La Roque Gageac, dem Städtchen, das sich an einer Felswand am Ufer entlang anschmiegt. Und schon taucht Castelnau auf, die trutzige Burg, die im 12. Jahrhundert zu militärischen Zwecken erbaut wurde. Wenig später entdecken wir Beynac, jene Burg, die majestätisch das Tal beherrscht. Wir sind überwältigt!

Wir paddeln bis St. Cyprien, wo uns der Bootsverleiher wieder einsammelt und nach La Roque Gageac zurückbringen wird. Erfüllt und müde geht es zurück nach Domme.
Tag 3
Die Burg Beynac ist im Privatbesitz, sie kann jedoch besichtigt werden. Also nehmen wir Abschied von Domme und machen uns auf den Weg dorthin. Wir parken unten am Fluss und steigen hoch zur Burg, entlang den Gassen des überaus schmucken Dörfchens.
Der Blick von oben ist atemberaubend. Das Gemäuer selbst ist offensichtlich eine ewige Baustelle. Der jetzige Besitzer meint, Ende des Jahrhunderts mit den Renovierungsarbeiten fertig sein zu können, zu einem Zeitpunkt, den er selbst nicht mehr erleben wird. Dann sind wir hungrig. Vom Fluss aus hatten wir gestern ein einfaches Landgasthaus entdeckt. Hier sitzen wir im Schatten und genießen ganz entspannt den Blick aufs Wasser (Allas-les-Mines, „La Gabarrier“) und das leckere Mittagsmenu. Wir sind so satt, dass danach ein Spaziergang ansteht. Spazierwege sind ausgeschildert, wir spazierten zum Chateau de Berbiguères).

Unser nächster Stopp ist in Limeuil am Zusammenfluss der Dordogne und Vézère, ein idealer Ausgangspunkt für weitere Erkundungen. Zunächst beziehen wir unsere Unterkunft (Au bon Acceuil) mitten im malerischen Örtchen, unweit der Dordogne. Parken müssen wir unterhalb des Ortskernes, der ganze Ort ist nur für Fußgänger zugänglich.

Tag 4
Am nächsten Tag haben wir Karten für Lasceaux IV vorbestellt. Die Buchung im Voraus ist unbedingt erforderlich. In einem Gebäude, unweit der eigentlichen prähistorischen Höhle, wurde in einem 9000 qm großen Gebäude ein neues Faksimile der echten Höhle fast vollständig nachgebaut – einfach unglaublich beeindruckend. Die eigentliche Höhle ist seit Jahren nicht mehr zugänglich, da die menschlichen Ausdünstungen die wunderbaren Höhlenzeichnungen zerstören. Zunächst geht es zu einer einstündigen Führung in die nachgebildete Höhle. Dann folgen wir dem Rundgang in eine riesige Halle, wo alle Höhlenzeichnungen separat interpretiert werden. Eine Kinovorführung stellt zum Schluss alles Gesehene nochmals in einen globalen Zusammenhang.
Wir sind beeindruckt und lechzen nach einer Entspannungspause. Unsere Wahl fällt auf Saint-Léon-sur-Vézère, eines der schönsten Dörfer Frankreichs (Kulturtouristische Klassifizierung „Les plus beaux villages de France). Direkt am Fluss lockt das „Le Déjeuner sur l’Herbe, eine Art Gartenwirtschaft mit Selbstbedienung, die absolut leckere, kleine Speisen aus Zutaten der Region anbieten, verschiedene pikante Quiches, Salate, belegte Brote – einfach köstlich mit einem Glas Wein oder lokalen Biers.

Tag 5
Gut, dass wir gestern einfache Küche genossen haben. Heute geht es zu Fuß zum langersehnten kulinarischen Highlight nach Trémolat zum „Vieux Logis“, einem Sterne Tempel der Region.

Im Schatten unter Bäumen genießen wir das sogenannte „Tapas Menu“, kleine, abwechslungsreiche Köstlichkeiten, eine wahre Geschmacksexplosion und ein Genuss für alle Sinne. Zu den einzelnen Gängen gibt es Weinempfehlungen des Hauses. Wir sind begeistert und absolut zufrieden begeben wir uns auf den 2-stündigen Rückmarsch nach Limeuil.
Tag 6
Am nächsten Morgen ist wieder Paddeln angesagt, dieses Mal auf der Vézère von Les Eyzies nach Limeuil. Der Bootsverleih von Limeuil fährt uns nach Les Eyzies und los geht es gleich zu Anfang entlang der malerischen Felsüberhängen. Wir sind verzückt.

Die Vézère wird gesäumt von Bäumen, an den Felsabhängen blitzen die Kalkfelsen hervor, die Flussschleifen sind mal seichter, mal ist es wieder wie ein See. Ab und zu müssen wir aussteigen und das Boot vorsichtig über die Kiesel schieben. Nach 10 km sind wir in der kleinen Stadt Le Bugue.

Die Krimiserie des britischen Autor Martin Walker spielt hier, der Ort heißt dort Saint-Denis. Le Bugue ist ein zauberhaftes Örtchen mit Wochenmarkt am Dienstag und Samstag und Supermärkten aller Art. Hier locken ein Kaffee und ein Vesper. Zufrieden mampfen wir am Ufer und genießen die Sonne. Gestärkt klappt die restliche Fahrt, nochmals 8 km, richtig gut. Abends schmerzen die Muskeln und eine heiße Dusche entspannt uns wieder.
Tag 7
Heute planen wir einen Ausruhtag. Das bedeutet, sich mit Sonnencreme einschmieren, Sonnenhut aufsetzen, ein Liegetuch schnappen und auf an die Dordogne. Wir suchen uns ein Plätzchen am Ufer, um dem heiteren Treiben zuzuschauen. Kinder und Erwachsene kühlen sich im Nass, bauen Staudämme, bespritzen sich oder lassen sich einfach nur treiben. Ich kann stundenlang dem heiteren Treiben zuschauen. Ab und zu geht es zu einem Kaffeepäuschen oder zu einem Snack zum Bistro direkt am Fluss (L’ancre du salut). Was für eine Idylle pur.

Tag 8
Es heißt Abschiednehmen vom zauberhaften Limeuil. Heute geht es zunächst zum Wochenmarkt nach Le Bugue. Dem Markttreiben kann man am besten vom Café nahe dem Fluss folgen, dabei ein Café au Lait trinken und ein Croissant vom Bäcker nebenan essen.

Gestärkt geht es Richtung Bergerac. Nach all dem Schlemmen und körperlichen Ertüchtigung ist Kultur angesagt. Doch halt, von Le Bugue geht es zunächst nach Le Buisson, wo wir noch einen kurzen Halt bei der Gänseleberverkaufsstelle Arbouet einlegen.
Weiter geht es in südlicher Richtung nach Cadouin, einem Dorf, das rund um eine Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert gebaut wurde. Die Steinreliefs im Kreuzgang aus der Spätgotik suchen ihresgleichen. Ein reiches Figurenprogramm erwartet uns, neben Szenen aus dem Alten und Neuen Testament streiten sich jedoch auch Bauern ganz profan um eine Gans.

Dann erwartet uns eine der schönsten Bastiden, Monpazier. Monpazier ist über einem Rechteck mit streng rechtwinklig verlaufenen Straßenzügen um einen zentralen Platz angelegt. Besonders schön sind die Arkaden, die sich zum Platz hin öffnen.

Auf dem Platz steht auch die Markthalle aus dem 16. Jahrhundert. Auch hier ist das ein wunderbarer Platz die Seele baumeln zu lassen. Doch Bergerac ruft, beziehungsweise zunächst das Weingebiet Pechament. Wir haben im Chateau Les Farcies du Pech ein Zimmer vorbestellt. Nicht nur nächtigen kann man hier, man befindet sich hier mitten im Weinbaugebiet und wir werden gleich mit einem Aperitif empfangen. Wir fühlen uns wie „Gott in Frankreich“.
Tag 9
Heute besichtigen wir Bergerac. Bis ins 19. Jahrhundert war Bergerac vor allem Hafenstadt. Vom Ozean kamen große Frachter an und die Weine konnten hier direkt verladen werden. Heute hat die Schifffahrt ihre Bedeutung verloren. Dennoch beginnen wir unseren Tag mit einer Schifffahrt auf einem der „Gabarres“, vorbei an der Altstadt und einer kleinen Insel stromaufwärts. Wir passieren ein Corbussier Haus, das wunderschön am Ufer liegt. Die Fahrt geht bis zu einer Eiffelbrücke und wieder zurück.

Dann schlendern wir durch die Altstadt mit ihren wunderschönen Fachwerkhäusern.
Wir haben im Tour des Vents das Mittagessen gebucht, einem weiteren Sternerestaurant nahe Bergerac. Wir sind entzückt, Bergerac in der Ferne zu sehen und gemütlich die Leckereien schlemmen zu können.

Anschließend geht es noch in das berühmte Anbaugebiet von Monbazillac, wo der berühmte likörartige, gelbliche Tropfen gekeltert wird. Der Monbazillacwein passt hervorragend zu Gänseleberpastete.

Tag 10
Wir sind angefüllt von Eindrücken, denn wir haben viel erlebt, viele Leckereien genossen und zum Glück uns auch bewegt. Ein weiteres Highlight muss noch sein, das berühmte Weinanbaugebiet von Saint-Emilion. Wir buchten in einem netten Bed & Breadfast ein Zimmer. Zunächst schlendern wir durch die Gässchen und trinken auf dem Marktplatz einen Kaffee. War die Reise bis zum heutigen Tage doch sehr beschaulich gewesen, sind wir nun entsetzt über die vielen Touristen aus aller Welt. Wir organisieren Karten für die berühmte Höhlenkirche, die schon sehr beeindruckend ist. Dann machen wir einen Spaziergang rund um Saint Emilion, vorbei an dem einen oder anderen Weingut.

Richtig Freude will nicht aufkommen, wir sind einfach satt. Wir haben keine Lust eine Weinprobe zu machen, können uns nicht vorstellen, heute Abend etwas mit Ente oder Gans genießen zu können. Die zahlreichen Restaurants werben mit diversen Zubereitungsarten von Entenbrust, Gänseleberpastete und Ähnlichem. Wir suchen eine Alternative und bevorzugen abends vietnamesische Küche. Schon verrückt, was „Völlerei“ bewirken kann.
10 wunderschöne Tage liegen hinter uns und wir könnten weitere Tage füllen. Für dieses Mal ist es genug. Klar ist, dass wir wiederkommen werden.
Glossar
Bastiden sind Wehrdörfer, die zwischen 1222 und 1373 zunächst wegen des 100 jährigen Krieges zwischen Frankreich und England erbaut wurden. Die Anlagen wurden stets mit einem rechtwinkligen Straßenraster versehen und rund um einem zentralen Marktplatz erbaut. Alle Bastiden hatten ein Marktrecht.
Bootsverleih an der Dordogne: Ob Kanu oder Kajak, Bootsverleiher an der Dordogne finden sich praktisch überall in den Städtchen/Dörfer entlang der Dordogne. Im Preis inbegriffen ist immer eine Schwimmweste und ein wasserdichter Container.
Weinkauf: Eine gute Auswahl zu vernünftigen Preisen ist in Le Bugue bei Julien de Savignac zu erhalten.
Zum Einstimmen: Martin Walker – Krimis mit seinem Dorfpolizisten Bruno.