Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise erwartet uns. Als erstes verbinde ich mit Córdoba das islamische Zentrum des Mittelalters. Damals hatte sie eine Million Einwohnern und besaß eine einflussreiche jüdische Gemeinde. Die Stadt ist jedoch viel älter. Sie wurde nach den Punischen Kriegen 169 v. Chr. vom römischen Prätorianer Claudius Marcellus gegründet. Beide Senecas wurden hier geboren.
Nach der Eroberung durch die Westgoten 572 verlor Córdoba seine Bedeutung. Das ändert sich mit der maurischen Invasion 711. Die Stadt wird sofort Residenz und erlebt mit Bad ar-Rahman I ihre erste Blütezeit.
1236 wird Córdoba christlich und ab 1492 wird zunächst die jüdische, dann die muslimische Bevölkerung vertrieben. Damit steigt die Stadt in ihrer wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Bedeutung ab und eine Pestepidemie im 17. Jahrhundert lässt Córdoba in die Provinzialität versinken.
Unsere erste Herausforderung besteht darin, unser neu eröffnetes, geschmackvoll ganz in weiß gehaltenes Hotel Suite Generis zu finden. Die Altstadt ist ein Gewirr enger Gässchen mit streng geregelten Durchfahrtsbeschränkungen. Alles wird per Video überwacht. Im Vorfeld mussten wir unser Kennzeichen durchgeben und erhielten die Erlaubnis, in einem vorgegebenen Zeitfenster eine bestimmte Route zum Hotel zu fahren. Dank Navi finden wir den Einstieg schnell, doch mitten in der Altstadt bricht die Navigation ab und schneller als gedacht sind wir wieder draußen. Nun müssen wir eine große Runde fahren, um wieder am Einstiegspunkt starten zu können! Dieses Mal rufe ich Manuel, den Hotelbesitzer an und er lotst uns per Handy bis vors Haus. Schon bei der ersten Runde waren wir kurz vor dem Ziel und ließen uns durch ein Durchfahrtsverbot abschrecken.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir erkunden die Umgebung.

Die Mezquita ist natürlich schon geschlossen. Wir haben im Vorfeld Tickets für den nächsten Tag gebucht.

Manuel schickt uns zu einem Lokal, wo wir verschiedene leckere Tapas essen. Voller Erwartung auf den nächsten Tag sinken wir ins Bett.
Mezquita-Catedral
Mit einem Audioguide am Ohr begeben wir uns auf den Rundgang und sind beeindruckt von der Atmosphäre und Würde dieses Gebäudes.







Die Kathedrale wurde mitten in die Moschee gebaut. Sie war schon zur Bauzeit umstritten. 63 Säulen mussten entfernt werden, um Platz zu gewinnen. Einerseits zerstört sie die Einheit der Mezquita, andererseits ist sie steinernes Zeugnis der wechselvollen Geschichte der Stadt.
Wunderschön ist der Orangenhof, durch den man die Mezquita-Catedral betritt.

Stadtrundgang
Für unseren Stadtrundgang nehmen wir ein paar Empfehlungen von Manuel mit. Wir überqueren zunächst die alte Römerbrücke Puente Romano.

In der Festung Torre de la Calahora am jenseitigen Ufer des Rio Guadalquivir ist das Museo Vivo de Al-Andalus untergebracht. Wir interessieren uns vor allem für den herrlichen Ausblick auf die Stadt von den Zinnen des Turms.

Wir lassen uns treiben Richtung Jüdisches Viertel Judería.

Enge Gässchen mit schönen Plätzen und schattigen Patios erwarten uns.
Neben dem Denkmal für Maimonides ist die kleine Sinagoga zu betrachten. Das Innere ist im Mudéjar-Stil mit Stuck verziert und erinnert fast an eine Moschee.

Durch die Puerta de Almodóvar verlassen wir die Altstadt und spazieren an der maurischen Stadtmauer entlang.

Mäandernd schlendern wir wieder zum Hotel zurück und verzichten auf die Besichtigung des Alcázar de los Reyes Christianos – unser Aufnahmevermögen ist erschöpft!

Immer wieder öffnet sich der Blick auf einen ruhigen Innenhof oder ein malerisches Gässchen.
Nach einem Ruhepäuschen im Hotel folgen wir einer weiteren Empfehlung Manuels: Rabo de toro in der Taberna Las Beatillas. Sie liegt nordöstlich vom Zentrum, nur 10 Minuten vom Hotel entfernt. Dieses Viertel ist ruhiger, einfacher. Da es erst ab halb neun Uhr Essen gibt, haben wir genügend Zeit, im Zickzack hinzuschlendern. Wir schauen in die Kirche Santa Marina, wo gerade die Abendmesse zu Ende gegangen ist.

Der skurille Laternenchristus Cristo de los Faroles steht mit seinen acht Leuchtern nur wenige Schritte davon entfernt.

Endlich “dürfen” wir zum Essen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und unser Hunger ist entsprechend. Als wir ankommen, ist das Restaurant fast leer. Der Rabo de toro (wörtlich “Ochsenschwanz”) ist ein Gedicht. Die Taberna füllt sich schnell mit Einheimischen, es ist Freitagabend! Als wir gehen, sind alle Plätze besetzt. Zufrieden und satt spazieren wir ins Hotel zurück.