Endlich startet unsere lang geplante Tour von West nach Ost durch Nordamerika. Der Flug von Frankfurt nach Seattle ist lang. Etwas erschöpft kommen wir in Seattle an.
Unsere erste Unterkunft haben wir nicht direkt in Seattle gebucht, sondern etwas weiter nördlich in Edmonds.
Das war eine gute Entscheidung. In der Villa Rivarola (booking.com) genießen wir unser Zimmer und die nächtliche Ruhe. Unser Gastgeber versorgt uns mit den richtigen Tipps für den nächsten Tag. Mit der Kingston-Fähre fahren wir zur Halbinsel Kitsap und besuchen das Dorf Poulsbo. Das historische Poulsbo, auch liebevoll Klein-Norwegen” genannt, liegt malerisch an der Liberty Bay.
Hier schlendern wir durch die “Altstadt” und genießen unsere ersten Austern. Weiter geht es nach Bainbridge Island und auf die Fähre nach Seattle. Das ist bei dem sonnigen Wetter genau das Richtige. Der Blick auf Seattle und den Mount Rainier ist spektakulär.
Seattle erschlägt uns, so dass wir nur noch ein Bier trinken.
Später in Edmonds essen wir lecker am Puget Sound mit Blick auf denselben. Hier versinkt die Sonne malerisch im Meer.
Am nächsten Tag starten wir unsere Reise von West nach Ost. Einmal quer durch Nordamerika zu reisen war ein lang gehegter Traum von uns. Der Roadtrip über die US 2, auch „Great Northern“ oder “Hi-Line” genannt soll der atemberaubendste und unvergesslichste aller großen transkontinentalen Roadtrips sein. Davon wollen wir uns jetzt selbst ein Bild machen.
Die US 2 beginnt in Everett, nördlich von Seattle. Unser erster Stopp ist Snohomish, ein kleiner Ort am Fuß der Cascades.
Die Cascades sind ein Gebirgszug, der parallel zur Westküste von Nordamerika verläuft. In Snohomisch mampfen wir unsere ersten Zimtschnecken in der Pie Company.
Lecker! Danach sollten wir etwas für unsere Linie tun. Doch zunächst müssen wir noch einige Höhenmeter der Cascades mit dem Auto erklimmen, bevor wir einen ersten Spaziergang durch den Frühlingswald entlang der Wallace Falls (Wallace Falls State Park) unternehmen können, immer das Rauschen des Wasserfalls im Ohr. Das ist genau das Richtige. Bewegung nach Autoetappen lieben wir.
So klappen später die Höhenmeter mit dem Auto über den Stevens Pass problemlos. Hier sind wir froh, dass wir nicht laufen müssen, sondern bequem im Auto sitzen und die Aussicht genießen können.
Immer wieder passieren wir auf unserer Tour an “Old Fashioned Diners”, kleine Roadside-Restaurants, die wie aus der Zeit gefallen wirken. Da wir immer Hunger haben und sie uns gefallen, sind wir dort meist zu Gast. Unser erster Besuch ist also das 59er Diner westlich von Leavenworth. Schaut mal, was für eine Schönheit dieses Diner ist.
Leavenworth, das „bayrische“ Dorf, hatten wir auf einer früheren Reise kennen gelernt. Verrückt, so viel Kitsch zu sehen! Aber ein kleiner Spaziergang muss auch hier sein.
Die Fahrt nach Wenatchee ist danach kurzweilig und schließlich haben wir unsere erste Etappe geschafft. Das Wenatchee Valley ist die meiste Zeit des Jahres Wüste, es sei denn, die Bewässerung macht es grün. Wir haben Glück. Der Schnee ist gerade geschmolzen und es ist immer noch grün.
Ein Spaziergang am Wenatchee River macht uns hungrig und durstig. In der örtlichen Brauerei kann man wunderbar draußen sitzen. So lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.
Die nächste Etappe führt uns über Waterville, Dry Falls Dam, Grand Coulee Dam, Wilbur, Davenport nach Spokane. Zuerst stehen wir staunend vor den Dry Falls. Nach der letzten Eiszeit waren sie die größten Wasserfälle der Welt, heute fließt kein Tropfen Wasser mehr. Beeindruckend sind sie trotzdem.
Ebenso gigantisch ist der Grand Coulee Dam, ein imposantes Staudammprojekt. Der Damm wurde 1941 fertiggestellt, um das Land zu bewässern und Strom zu erzeugen. Das war besonders wichtig für die Boeing-Flugzeugproduktion während des Krieges. Wasser und Strom sind heute wichtiger denn je, der Strom versorgt ganz Seattle, das Wasser sorgt für die Bewässerung der semiariden Gegend westlich der Cascades. Erst durch die Bewässerung werden Apfelplantagen und weiter westlich Weizenanbau möglich.
Ein weiteres großartiges Diner passieren wir nach dem Besuch des Coulee Damms in Wilbur, “Billy Burgers”. Die Burger sind riesig und die Milk Shakes sättigend.
Wir freuen uns, als die Landschaft in der Nähe von Spokane wieder lieblicher wird. Spokane ist bekannt durch die Weltausstellung 1974. Besonders die Uferpromenade am Spokane River wurde wunderschön in Szene gesetzt. Hier schlendern wir am nächsten Morgen entlang und geraten in eine Frühlingsparade. Wie lebendig und fröhlich die Leute wirken. Leider können wir hier nicht verweilen! Roadtrip heißt fahren, fahren, fahren.
In Newport besuchen wir das Pend Oreille County Museum besuchen – nach dem Motto: Wir sammeln alles.
In Sandpoint am Kootenai River gefällt uns die Samstagsstimmung. Familien vergnügen sich am Ufer, entweder planschen die Kinder im Wasser oder ganze Familien picknicken im Grünen. Auch wir sitzen entspannt am See. Doch langsam wird es Zeit, ein Plätzchen zum Schlafen zu suchen. Unser Ziel ist heute Libby.
Erinnert ihr euch noch an eine der schlimmsten Umweltkatastrophen in den USA? Die Vermiculit-Mine hatte die ganze Stadt Libby mit Asbest verseucht. Bergleute und Anwohner erkrankten und starben. In einem Gerichtsverfahren wurde die Minengesellschaft gezwungen, einen Teil der Verantwortung zu übernehmen. Seit 1990 wird der gesamte Ort aufwendig saniert. Heute sieht er aus wie viele amerikanische Kleinstädte und wirkt verschlafen.
Am nächsten Morgen locken die Rocky Mountains mit dem Great Glacier National Park. Unser Weg dorthin führt an einsamen Seen entlang.
Dann sind von ferne die Rocky Mountains zu sehen.
Kalispell ist ein Zentrum, denn der kleine Ort liegt an zwei Hauptverkehrsadern, der US 2 in Ost-West-Richtung und der US 93 in Nord-Süd-Richtung. Ein guter Ort für eine Kaffeepause in der Norm’s Soda Fountain. Wow, die Süßigkeiten fließen aus allen Regalen. Aber wir genießen die Pause mit einem Cappuccino.
Unser heutiges Ziel ist die Lake McDonald Lodge, eine altehrwürdige Lodge! Sie liegt am südöstlichen Ufer des Lake McDonald.
Das Fundament und die Wände des ersten Stocks sind aus Stein mit einer Holzkonstruktion im Schweizer Chalet-Stil. Die Lobby erschlägt uns fast. Es ist ein großer, offener Raum, der sich bis in den dritten Stock erstreckt. Wir fühlen uns in ein anderes Jahrhundert versetzt. Gerade hat die Saison begonnen und wir werden vom Personal sehr zuvorkommend umsorgt und bedient. Wir fühlen uns wie Königin und König und genießen die bizarre Atmosphäre.
Am Ankunftstag wandern wir zu einem kleinen Bergsee.
Am nächsten Morgen unternehmen wir eine weitere kleine, bezaubernde Wanderung am Westrand des McDonald Lakes.
Schade, dass die Passstraße durch den Park mit dem schönen Namen “Going To The Sun Road“ erst Anfang Juni eröffnet wird. Jetzt ist sie noch verschneit und vereist und deshalb geschlossen.
Unsere US-2 führt ohnehin um den Park herum. Auch die US 2 ist eine wunderschöne Straße. Wir genießen die Aussicht auf Berggipfel und schöne Flusslandschaften. Doch dann haben wir den Marias Pass bezwungen und überqueren die Wasserscheide auf 1591 m Höhe.
Hier eröffnet sich ein gigantischer Blick zurück auf die östlichen, verschneiten Gipfel des Glacier Parks.
Doch sobald wir uns nach Osten schauen, begeistern uns die endlosen Weiten Montanas.
Hier war es lange kalt und die Weizenfelder werden jetzt erst bestellt. Nicht umsonst nennt sich der kleine Ort Cut Bank „The Coldest Spot in the Nation“. Die Orte, die wir bisher gesehen haben, wirken nicht gerade anziehend.
Unser Ziel ist Havre. Wir sind richtig hungrig, das örtliche Pub in Havre ist zum Glück darauf eingestellt, die Portionen sind riesig und wir genießen die Abendstimmung. Glücklich fallen wir ins Bett.
Ja, nun haben wir eine Woche geschafft. Noch fühlen wir uns von den vielen Eindrücken erschlagen und kämpfen damit, jeden Tag unsere Sachen zu packen und weiterzufahren. Dennoch: Es ist großartig zu reisen!
Merkposten:
Unser Road-Guide: Road Trip USA: Cross-Country Adventures on America’s Two-Lane Highways Paperback – 5 Mar. 2024
Unser Fahrzeug: GMC Terrain AWD
Empfehlenswerte Unterkünfte:
- Villa Rivarola in Edmonds buchbar über Booking.com
- McDonald Lodge buchbar über https://www.glaciernationalparklodges.com/lodging/lake-mcdonald-lodge/
Fotogalerie:
Tag 1-3: Abreise und Ankommen in Seattle
Tag 4-6: Unterwegs in Eastern Washington
Tag 6-8: Idaho-Montana-Glacier NP-Rockies
Hallo Regina,
wow, ich bin begeistert! Diese Tour hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Wunderbare Eindrücke. Und die Fotos! 🥰
Danke fürs virtuelle Mitnehmen.
Liebe Grüße Barbara
Liebe Barbara, ja, die Tour war schon sehr beeindruckend. Ich und Peter nehmen euch sehr gerne virtuell mit. Viele Grüße, Regina
Nehmt mich bitte auch virtuell mit :-))
Sehr tolle Eindrücke von einer atemberaubenden Landschaft! Die endlosen Weiten finde ich faszinierend,
lg
Liebe Friederike, diese Reise war schon sehr faszinierend. Die weiteren 4 Wochen kommen zum virtuell Mitkommen. Viele Grüße, Regina