
Wir übernachten am Stadtrand von Burlington. Am nächsten Morgen schlendern wir zum Ufer des Lake Champlain und frühstücken anschließend lecker an der Main Road.

Auf der Weiterfahrt besichtigen wir in Richmond die Old Round Church (erbaut 1812-1813). Obwohl polygonal wirkt sie tatsächlich rund. Von allen Einheimischen kann sie einmal im Jahr kostenlos für Hochzeiten oder andere Feste genutzt werden. Einige „Volunteers“ arbeiten fleißig im Garten, putzen in der Kirche etc. Vieles könnte hier, ähnlich wie in Deutschland, ohne ehrenamtliches Engagement nicht aufrechterhalten werden.


Wir fiebern dem Aufenthalt in der Ben & Jerry‘s Fabrik entgegen. Was würden wir dafür geben, diesen Besuch mit unseren 3 Enkelkindern unternehmen zu dürfen! Sie fehlen uns. Ben & Jerry’s ist der Inbegriff des amerikanischen Traums. Die beiden Freunde waren schlecht in der Schule. Nach einem 5 Dollar teuren Fernkurs an der Pennsylvania State University lernten sie, wie man Eiscreme herstellt. Mit nur 12.000 Dollar Startkapital (4.000 davon geliehen) eröfneten sie ihre erste Eisdiele in einer umgebauten alten Tankstelle in Burlington, Vermont. Nach und nach stellte sich der Erfolg ein. Dabei ging es ihnen nicht nur um das Eis. Fair produzierte und gehandelte Zutaten, gute Bedingungen für die Mitarbeiter (z.B. Mutterschafts-/Vaterschaftsurlaub seit 1985) und vieles mehr waren den beiden wichtig. Seit 2000 gehört das Unternehmen zu Unilever. Vertraglich wurde festgelegt, dass Unilever die Werte und Standards von Ben & Jerry übernimmt. Wir buchen eine Führung durch die Fabrik und erfahren neben der Geschichte auch viel über die „Cowlories“. Ja, das Eis ist lecker, vor allem die Sorte, die es nur hier gibt: Walnusseis mit Ahornsirup. Vermont ist wie Kanada ein Land, wo Ahornsirup geerntet wird. Heute denken wir nicht an das Hüftgold. Sicher ist auch bei Ben & Jerry’s nicht alles Gold, was glänzt.



Dafür glänzt in der Hauptstadt von Vermont (8074 Einwohner!) die Kuppel mit der römischen Göttin Ceres des „Vermont State Capitol“ golden.

Mit ihrer Lage am Winooski River und den hübschen Häusern versprüht Montpelier Charme. Die Stadt gefällt uns.



Die nächsten Vermonter Städtchen und Dörfer Plainfield, West Danwill mit Joe’s Pond, Peacham und St. Johnsbury könnten alle als Filmkulisse herhalten.








Langsam wird es Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Wir sind überrascht, welch hohe Berge plötzlich vor uns auftauchen. Die White Mountains in New Hampshire sind ein Gebirgszug der Appalachen.

Am Fuße des Mount Washington (1917 m) übernachten wir im schicken Glen House, das schon 1850 ein Hotel war. Heute ist nichts mehr von damals zu sehen (Brand, Umbauten etc.). Aber schön ist es, mit herrlichem Blick auf die Berge. Wir werden hier verwöhnt, nicht nur mit sehr leckerem Essen.

Vom Glen House führt seit 1861 ein Kutschenweg hinauf zum Gipfel des 1917 m hohen Mount Washington. Heute kann die mautpflichtige Privatstraße mit dem Auto befahren werden. Das lassen wir uns nicht entgehen. Der Panoramablick lohnt sich. Plötzlich dampft und tutet es. Auch das wussten wir nicht. Eine Zahnradbahn fährt auf den Gipfel. Wir sind überwältigt von den Eindrücken. Auch von den bedrückenden: Seit 1930 wertet die Wetterstation auf dem Mount Washington Daten aus. Die stetige Erderwärmung ist anhand der Daten nachweisbar, z.B. durch den früheren Frühlingsbeginn und die heftigen Regenschauer im Sommer!





Schon auf dem Gipfel des Mount Washington zogen erste Gewitterwolken auf. In New Hampshire in Bethel zieht es dann ganz zu. Bethel ist so verschlafen, dass sogar die Cafés nur am Wochenende geöffnet haben. Die Idylle wird jäh zerstört, als wir Rumford und Mexico, zwei kleine Städtchen am Androscoggin River in Maine erreichen. Eine Papierfabrik am Fluss dampft, raucht, zischt laut und ein beißender Geruch liegt über dem ganzen Gebiet, dem Cancer Valley: ein lohnender Text.



Wir sind erschüttert, wie man überhaupt hier wohnen kann.
In der einzigen Eisdiele, die Cappuccino ausschenkt, ist ausgerechnet heute die Maschine kaputt. Ihr wisst ja, wir sind davon abhängig, so dass wir im Dunkin‘ Donuts landen. Da war unsere Not schon sehr groß, Dunkin‘ Donuts ist nicht auf unserer Hitliste!

Nach dem Schock gestärkt, können wir den nächsten malerischen Städtchen Farmington und Skowhegan wieder etwas abgewinnen. Ein gemeinnützige Raritätenshop muss natürlich besucht werden.



Bangor ist das Tagesziel, hier regnet es dann heftig. Aber das macht nichts, jetzt besänftigt uns das Sea Dog Brewing Co Brewpub.

Von Bangor aus fahren wir am nächsten Tag zügig nach Osten. Unsere Route führt uns über Ellsworth Trenton nach Bar Harbor. Am Straßenrand finden wir Oldtimer und Raritätenshops.





Als wir den Acadia National Park erreichen, ist der Himmel bedeckt und es nieselt leicht. Alle, die schon mal in der Bretagne waren, kennen dieses Niesel-Piesel-Wetter. Die Bäume tropfen, Nebel wabert über die Seen und alles fühlt sich nach Herbst an. Doch der Nationalpark will erobert werden.




Nach der Wanderung entern wir als erstes einen Maine Lobster Pound.



Was ist das? Das sind kleine Restaurants, nicht superschick, die sich am Straßenrand befinden. Zuerst bestellt man am Kiosk das gewünschte Essen. Drinnen, in der Restauranthütte, baden jede Menge frisch gefangene Hummer in Meerwasserbecken. Große Außenkessel, ebenfalls mit Meerwasser gefüllt, werden über einem Holzfeuer erhitzt. Es dampft gewaltig. In den Kesseln werden die Hummer ca. 8 Minuten gekocht. Bei einem Hummeressen wird pro Person ein ganzer Hummer serviert. Das Essen ist eine leckere, wenn auch animalische Angelegenheit. Mit Hummerzange und Hummergabel geht es ans Werk. Um an das Fleisch vom Panzer zu kommen, muss man sich mit dem ganzen Gewicht auf ihn stützen. In einem Lobster Pound Hummer zu essen macht richtig Spaß, wenn man selbst Hand anlegen will. Peter lässt sich darauf ein, ich wähle eine Lobster Roll und einen ebenfalls fangfrischen Heilbutt. Beides schmeckt einfach göttlich.
Schon in der Nacht geht der Nieselregen in Regen über. Es ist ungemütlich. Der Acadia National Park ist Wandergebiet. Mutig machen wir uns auf den Weg zum Sandbeach um den Ocean-Path zu begehen.



Es ist steinig und rutschig. Regina ist sehr vorsichtig, Peter wagt sich weiter vor – Fotomotive locken! Schon wieder auf dem Wanderweg rutscht er aus und schlägt mit dem Kopf auf. Dumm gelaufen, wir landen in der Notaufnahme. Aber nach einem CT ist klar, dass er nochmals davonkommt. Seine Wunde wird verbunden und wir können wieder gehen. Aber das gehört halt auch zum Reisen dazu. Wie im Alltag klappt vieles und manchmal geht es schief. Der letzte Abend verzaubert uns mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang.



Wir starten unseren zweitletzten Abschnitt der Reise nach York, 70 km nördlich von Boston. Sonne und Regen wechseln sich ab. Eine willkommene Unterbrechung ist „Moody’s Diner“ in Waldoboro. Hier regnet es heftig, dafür schmeckt die Blueberry Pie umwerfend gut.


In York angekommen, scheint wunderbar die Sonne. Unser Hotel Grand View Hotel begeistert uns, liegt es doch am Atlantik und das Rauschen des Meeres begleitet uns.

Überhaupt gefällt uns York, ein nettes Städtchen am Meer mit Restaurants, die leckeres Seefood-Essen für uns bereithalten.


Wir schwelgen und genießen Hummer, Krabben und Co und die Sonnenaufgänge direkt vom Bett.

Aber auch das „Bagels Basket“ mit leckeren Bagels nebst Aufstrichen bietet genau das, was wir lieben. So fällt es uns schwer, nach Boston aufzubrechen, um unseren letzten Tag dort zu begehen.
Gehen, Gehen – ja, das steht an. Der Freedom Trail führt durch einen Teil der Altstadt, vorbei an geschichtsträchtigen Orten. Boston vereint wie keine andere Stadt in den USA Großstadtflair mit historischem Charme. Unser Reise-Aufnahme-Kanal ist prall gefüllt und wir laufen den Trail mit verhaltener Begeisterung ab. Der Boston Common, der älteste öffentliche Park, ist uns zu touristisch. Hier werden noch die letzten Souvenirs feilgeboten, wenn man den ganzen Kitsch kaufen will.

Das Massachusetts State House mit seiner golden glänzenden Kuppel ist hübsch. In der Park Street Church hielt der Abolitionist William Lloyd Garrison 1829 seine erste öffentliche Rede gegen die Sklaverei. Auf dem nahe gelegenen Granary Burying Ground liegen viele berühmte amerikanische Persönlichkeiten begraben.

Im Old South Meeting House wurde die Boston Tea Party geplant und das Old State House beeindruckt.

Wir schlendern den Freedom Trail entlang ohne den Anspruch, alles gesehen haben zu müssen!







Manchmal hat man sogar vom Reisen genug. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen. Aber von der netten Atmosphäre und den leckeren Austern im Neptune Oyster könnten wir euch stundenlang vorschwärmen. Wer jemals nach Boston kommt, sollte sich diese Institution nicht entgehen lassen.


Unsere Reiseeindrücke über diese fünfwöchige Reise schließen mit diesem Highlight. Ja, eine transkontinentale Fahrt durch Amerika über 7715 km ist ein Erlebnis und lohnt sich auf alle Fälle.
Empfehlenswerte Unterkünfte:
Bildergalerie:
Tag 29-30: Vermont-New Hampshire
Tag 31-32: Mount Washington-Ellsworth
Tag 32-34: Acadia National Park
Tag 35-37: Ostküste
Tag 37: Boston