The Great Northern – Woche 3

Am Abfahrtstag von Bayfield regnet es und alles ist grau.

Die Strecke entlang des Lake Superior muss wunderschön sein, bei uns ist alles verhangen.

Bei der schicken Touristeninformation in Ashland mit dem „Lookout“ auf den Lake Superior gießt es in Strömen.

In Ironwoods hört es zum Glück auf zu regnen. Eisenerzvorkommen begünstigten die Gründung des Ortes im Jahr 1885. In kürzester Zeit siedelten sich rund 25.000 Menschen an, nun leben noch 5.000 hier. Heute ist Ironwoods bekannt für Cornish Pasty (reimt sich auf „nasty“, nicht auf „tasty“, mit gedehntem Vokal!). Bergarbeiter aus Cornwall und Finnland brachten die Rezepte mit. Insgesamt gibt es hier 5 Bäckereien, die das Gebäck ins ganze Land verschicken. Wir landen bei Rigoni‘s, die 2023 als beste Bäckerei ausgezeichnet wurden. Die Pasties sind lecker und wir werden super freundlich von 2 Damen bedient. Nach der Stärkung wollen wir Hiawatha bewundern, der im 16. Jahrhundert gelebt haben soll. Ob er wirklich so ausgesehen hat?

Hinter Ironwood wird es richtig einsam! Meile um Meile (80 Meilen) geht es durch Wälder, nicht einmal Farmen sind zu sehen. Wir übernachten im „middle of nowhere“ in Iron River! Zum Glück haben wir noch Pasties mitgebracht. Weit und breit gibt es kein Restaurant. So mampfen wir fröhlich, mit Blick auf den Ice Lake diese leckeren Pasteten. Besser geht es nicht!

Auch am nächsten Tag wirkt die Gegend wie ausgestorben. In Iron Mountain wird es etwas belebter.

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Das Cornish Pump & Mining Museum hat leider geschlossen.

Hier könnte man die größte in den USA gebaute dampfbetriebene Pumpe bewundern. Wir sind froh, dass wenigstens ein nettes Café an der Hauptstraße geöffnet hat. Danach ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Lake Michigan.

Wir übernachten in Escanaba, einem hübschen Städtchen am nordwestlichen Ende des Sees. Früher wurden von dessen Hafen Holz, Erz, Getreide und Fisch in die großen Städte (z.B. Chicago) verschifft.

Entlang des Lake Shore Drive am Lake Michigan und den angrenzenden Straßen kann man heute wunderbar gepflegte Stadthäuser aus der Jahrhundertwende bewundern. Auf der Straße ist kaum etwas los. So können wir in aller Ruhe an den prächtigen Häusern und dem Lake Shore Drive entlang schlendern.

Wie sieht bei uns ein Roadtrip-Tag aus? Wir stellen keinen Wecker! Sobald jemand aufwacht, geht es los! Aufstehen, waschen, packen. Oft gibt es in den Motels nur eine Kaffeemaschine oder ein Wasserkocher auf dem Zimmer. Dann trinken wir eine Tasse Tee/Kaffee, bevor wir uns ein Frühstücksplätzchen suchen. Heute gehen wir ins Family Restaurant in der Nähe des Motels. Hier ist richtig was los! Ein Tisch mit 8 älteren Frauen, Oma mit Enkelin und 2 Töchtern, Ehepaare, Arbeitskolleg*innen, alle wollen frühstücken. An solchen Orten gibt es ein sättigendes Frühstück, z.B. ein vegetarisches Omelett mit Hash Browns, Pfannkuchen und Sirup. Wir lassen uns Zeit und spielen oft noch Backgammon. Doch dann sollten wir losfahren!

Beim Zwischenstopp, heute in Fayette, einer historischen Stadt, in der zwischen 1867 und 1891 Roheisen aus Holzkohle hergestellt wurde, spazieren wir am Ufer des Lake Michigan entlang und schauen uns die noch erhaltenen Gebäude an. Hier ist es besonders schön und wir genießen diesen Zwischenhalt.

Auch am Leuchtturm von Seul Choix an der nordwestlichen Ecke des Michigansees machen wir einen Spaziergang.

Bei unseren Rundgängen legen wir viele Kilometer zu Fuß zurück. Da brauchen wir zwischendurch einen „richtigen“ Kaffee/Cappuccino. Meistens klappt das auch! Unterwegs halten wir an jeder Ecke. Peter ist auf der Jagd nach schönen Fotomotiven. Heute sind das viele Stopps, z.B. der wunderschön glitzernde Lake Michigan oder die Mackinac Bridge im Abendlicht.

Langsam nagt der Hunger an uns, also gibt es Studentenfutter oder Bananenchips, bevor die Laune umschlägt. Ich kann euch sagen, wir haben viel Spaß an diesen Tagen.

Gegen 18-19 Uhr erreichen wir meist unser Ziel. An jenem Tag liegt unser Hotel wunderschön am Lake Huron (St. Ignace).

Obwohl wir hungrig sind, brauchen Peter und ich erst einmal Zeit für uns, bevor wir uns ein Restaurant suchen. Auch das ist heute einfach. Das Hotel hat eine nette Bar. Wir trinken ein Bier und bestellen uns etwas zum Essen. Hier halten wir ein Schwätzchen mit dem Barkeeper über Gott und die Welt.

Da das Wetter am nächsten Morgen so sonnig ist, wie es nur sein kann, gibt es nur eine Alternative: Auf zur autofreien Mackinac Island.

Wir sind früh auf der kleinen Fähre und haben Glück, denn sie tuckert einen Abstecher zur Mackinac Bridge, um einer Schulklasse dieses technische Wunderwerk zu zeigen. Die Schüler sind nicht begeistert, sie frieren. Wir freuen uns über die kleine Extratour.

Auf der Insel kann man Fahrräder mieten. Wir entscheiden uns kurzfristig, die Insel lieber zu Fuß zu umrunden. Bei diesem Wetter ist das genau das Richtige.

So wandern wir 12 Kilometer oberhalb der Klippen über die Insel durch den Frühlingswald. Orchideen blühen, die Vögeln zwitschern und wir genießen diese Idylle ganz alleine. Die anderen Touristen sind lieber mit dem Fahrrad unterwegs oder lassen sich gleich von den vielfältigen Essensangeboten vor Ort verwöhnen.

Mackinac Island ist berühmt für Fudge oder das Grand Hotel lockt. Im dazugehörigen Sadie’s Ice Cream Parlor teilen wir uns eine Portion Mackinac Island Peanut Butter Fudge. Das lassen wir uns nicht entgehen. Wir freuen uns wieder über einen perfekten Tag.

Sault Ste. Marie (ˈsuːˌseɪnt məˈɹiː) ist eine Stadt in Michigan USA und eine Stadt in der Region Nordontario Kanada. Was jetzt, 2 mal eine Stadt mit dem gleichen Namen? Die beiden gleichnamigen Städte liegen am Saint Marys River. Die amerikanische Stadt liegt auf der Südseite des Flusses, die kanadische auf der anderen Seite. Die ursprünglich zusammengehörende Stadt wurde als Folge des Britisch-Amerikanischen Krieges geteilt. Der Name Sault Ste. Marie hat mich schon bei der Vorbereitung unserer Reise fasziniert. Wir parken auf der Michigan-Seite. Peter ist neugierig auf die Schleusen. Das Kanal- und Schleusensystem ermöglicht es Frachtschiffen und Booten (über 10.000 pro Jahr) über einen Höhenunterschied von 6 Metern vom Lake Superior zum Lake Huron zu gelangen. Von einer Besucherplattform aus kann man dieses Meisterwerk maritimer Ingenieurskunst bewundern. Peter ist begeistert. Er begleitet die Durchfahrt von 2 wirklich riesigen Frachtschiffen.

Das Memorial Day Wochenende hat begonnen. In Sault Ste. Marie auf der amerikanischen Seite sind die Lichtmasten der Straßenbeleuchtung jeweils mit dem Foto und Namen eines gefallenen Soldaten geschmückt.

Meist junge Männer sind hier zu sehen, die alle nicht alt werden durften. Das bedrückt uns. Auf den Gräbern der Gefallenen wehen kleine Fähnchen im Wind. Meist werden die Gräber an diesem Wochenende von der Familie und Freunden besucht.

Über die International Bridge geht es auf die kanadische Seite. Unser Ziel ist Thessalon am North Channel des Lake Huron. Zunächst regnet es. Doch schon in Richards Landing klart es auf.

Wir checken in einem einfachen Motel ein und spazieren dann in die kleine Stadt Thessalon zu einem netten Pub. Wann immer es möglich ist, setzen wir uns an die Bar. Hier kommt man schnell ins Gespräch. Heute ist es besonders leicht, aber zuerst müssen wir immer wieder nachfragen. Es klingt wie Dialekt, wie Schwäbisch auf Kanadisch. Wir bestellen kanadische Spätzle mit Soße, Poutine (ausgesprochen wie Putin). Das sind Pommes frites mit Bratensoße und Käsewürfeln. Hier kann man die Poutine „aufpeppen“. Ich wähle Ananasstücke und rote Zwiebeln, Peter Hack und scharfe Paprika. Kaum zu glauben, aber mit einem gesunden, frischen Salat schmeckt Poutine wirklich gut. Der russische Putin schmeckt bestimmt nicht so gut.

Am nächsten Morgen besorgen wir uns bei Rob‘s Variety ein Frühstück, einem Gemischtwarenladen der von „First Nations“ geführt wird. Wir sind in einem Gebiet, in dem noch viele „First Nations“ leben. Im Variety gibt es alles und zum Glück auch ein leckeres Frühstück mit Omelette und lecker gebratenen Kartoffelstückchen. Mit dem verpackten Frühstück suchen wir uns einen Platz an einem See.

Schaut euch mal die Gegend auf der Karte oder auf dem Globus an. Man kann sich nicht entscheiden, ob es hier mehr Land oder mehr Seen gibt. Auf jeden Fall gibt es keinen schöneren Ort, um ein Sonntagsfrühstück am See zu genießen. Die Sonne scheint, die Eier schmecken, Toast und Kartoffeln sind knusprig.
In Massey, im Chutes Provincial Park, wandern wir auf dem Twin Bridges Hiking Trail zum Zusammenfluss von Aux Sables und Spanish River! Wilde Stromschnellen und tosende Wasserfälle erwarten uns.

Unser heutiges Ziel ist die Manitoulin Island im Lake Huron, die größte Süßwasserinsel der Welt. Sie ist nur durch eine ehemalige Eisenbahnbrücke mit dem Festland verbunden. Die so genannte Little Current Swing Bridge wird einmal pro Stunde für den Schiffsverkehr und ansonsten für den Autoverkehr einspurig geöffnet. Der Autoverkehr wird mit einer Ampelregelung geregelt. Nicht auszudenken, wie lang die Staus im Sommer sind. Gleich hinter der Brücke, in Little Current, erwartet uns ein familiäres AirBnB und leckeres Essen im Pub nebenan. Wir fühlen uns wohl.

Empfehlenswerte Unterkünfte:

Fotogalerie:

Tag 17-18: Lake Superior-Lake Michigan

Tag 18-20: Lake Huron-North Channel

Tag 21-24: North Channel-Manitoulin Island

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