Ein Spaziergang durch Pompeji

Heute ist Pompeji an der Reihe, die Stadt, die im Jahre 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuvs unter der Vulkanasche begraben wurde.
Ich nehme euch mit auf einen Spaziergang durch die Stadt, einen Spaziergang, wie ihr ihn in jeder anderen Stadt machen würdet, die ihr nicht kennt. In fremden Städten kann man durch die Straßen schlendern, in öffentliche Gebäude hineinschauen, aber die Privathäuser bleiben einem natürlich verschlossen. Das machen wir heute in Pompeji.
Wir kommen also in die Stadt und gleich am Anfang erwartet uns ein riesiges öffentliches Gebäude, die große Palaestra.

Das war so eine Art Fitnessstudio für Männer, die ihre Muskeln stählen wollten. Es gibt einen riesigen Platz, der von Säulenhallen umgeben ist. Offensichtlich gab es auch ein großes Schwimmbecken. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Ich bin beeindruckt von der Größe dieses Platzes. Groß geht es gleich weiter.

Das Amphitheater von Pompeji ist eines der ältesten der römischen Welt und fasste etwa 15.000 Zuschauer. Hier hätten wir keine Theateraufführungen sehen können, sondern harte Kämpfe zwischen Gladiatoren und auch Tieren. Manchmal gab es zirkusähnliche Aufführungen oder sportliche Wettkämpfe. Wie ihr sehen könnt, hat es heftig geregnet. Zum Schutz der Zuschauer, vor allem gegen die Sonne, wurden riesige Segel aufgespannt.

Dazu gibt es eine Geschichte, die immer wieder erzählt wird. Im Jahre 59 n. Chr. war es Schauplatz einer Massenschlägerei zwischen Pompejanern und Einwohnern der Nachbarstadt Nocera, woraufhin der römische Senat das Amphitheater als Strafe für 10 Jahre schloss. Hooligans gab es also schon vor fast 2000 Jahren.

Gleich hinter dem Amphitheater befindet sich die Villa der Julia Felix. Diese Villa war eine der größten in Pompeji. Sie bestand aus 75 Zimmern und war eine Art Hotel für Besucher. Es gab eine Badeanlage mit einem großen Außenschwimmbecken, einen schönen Park, Geschäfte und man konnte hier natürlich ein Zimmer mieten. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich dort gerne gewohnt hätte.

Gleich dahinter beginnt die fast 1 km lange Via dell’Abbondanza. Sie endet am Forum. Sie war die Hauptstraße Pompejis. Entlang der Straße gab es natürlich noble Wohnhäuser, eine Therme, aber auch Handwerksbetriebe, Läden und Garküchen.

Wenn die Bewohner Hunger hatten, wollten sie sich gerne mit einem schnellen Imbiss versorgen. Diesen konnten sie in den vielen kleinen Garküchen, den Thermopolia, kaufen. Das Thermopolium war die Imbissstube der Römer, in denen die Stadtbewohner mit warmen Speisen und Getränken versorgt wurden. Die Speisen wurden in großen Tongefäßen aufbewahrt, die in den Tresen eingelassen waren. In ihnen blieben Speisen und Getränke lange warm. Auf den Tisch kamen damals vor allem Hülsenfrüchte: Getrocknete Erbsen, Bohnen und Linsen. Die Fassaden zeigen das Angebot des jeweiligen Ladens!

Von der Via dell’ Abbondanza zweigen Seitenstraßen ab, die zu den wichtigsten Gebäuden Pompejis führen. Wie alle anderen Straßen war sie mit großen polygonalen Blöcken gepflastert und entwässert. Dennoch kam es vor, dass sich die Straße nach heftigen Regenfällen vorübergehend in einen Fluss verwandelte. Da war es gut, dass die Gehwege meist erhöht waren. In regelmäßigen Abständen gab es Brunnen, die an die Wasserversorgung mittels Aquädukte angeschlossen waren.

Auf großen Basaltsteinen konnte man die Straße überqueren. Für mich sind die hohen Steine nicht immer angenehm zu laufen. Man muss sehr wendig sein, um sich hier wohl zu fühlen. Gut ist, dass im Gegensatz zu damals keine Wagen fahren.

Wir verlassen die Hauptstraße und biegen in die Via Vico Storto ein. Hier stehen neben Getreidemühlen auch Backöfen. Die Backöfen ähneln ein wenig den heutigen Pizzaöfen. Das ist lustig, denn es ist fast so, als ob einem der Duft von frischem Brot in die Nase steigen würde.

Auch eine große Wäscherei (Fullery of Stephanus) gab es, die Laugenbecken sind noch gut erhalten. Übrigens wurde Urin zur Herstellung der Wäschelauge verwendet, der in den Latrinen gesammelt wurde. Unter Vespasian wurde sogar eine Steuer eingeführt und er soll gesagt haben, als er auf das anrüchige Geschäft angesprochen wurde: pecunia non olet – Geld stinkt nicht.

Dann kommen wir zu einer Badeanlage, der Terme Centrali, die nie fertiggestellt wurde. Sie wurde nach den damals aktuellen bautechnischen Standards errichtet und weist die neuesten bädertechnischen Innovationen auf, die teilweise experimentellen Charakter vermuten lassen. Die Therme war riesig groß und in ihr hätten viele Menschen gleichzeitig baden können.

Eines der größten Häuser (House of the Faun) ist nach der berühmten Statue eines tanzenden Satyrs oder Fauns, die in der Mitte des Impluviums steht, benannt. Noch berühmter ist jedoch das Mosaik der entscheidenden Schlacht Alexander des Großen, das hier gefunden und in einer Replik zu sehen ist. Das Original befindet sich im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel, wo es gerade restauriert und leider nicht zu bewundern ist.

Nun ist es aber an der Zeit, sich auf dem 142 Meter langen und 38 Meter breiten Forumsplatz zu treffen.
Das Forum ist eine der ältesten Anlagen der Stadt. Um das Forum gruppieren sich die wichtigsten religiösen und politischen Gebäude der Stadt.

Ein interessantes Detail findet sich an der Nordwestecke des Forums: die antike Eichstation für Hohlmaße!

An der Ostseite des Forums befanden sich die Läden, an der Westseite der Apollotempel.

Das Macellum, dem Platz, wo man wie auf einem Wochenmarkt einkaufen konnte, liegt an der nordöstlichen Ecke des Forums. Mit dem Wachstum der Stadt wurde es notwendig, das Forum zu entlasten. Auf dem Macellum hätte wir also unser Brot, Obst, Fisch und Fleisch gekauft.

Da wir nicht einkaufen können, besuchen wir die Forumsthermen. Durch einen unscheinbaren Eingang auf der linken Seite gelangen wir zunächst in das Apodyterium des Männerbades. Hier konnten die Badegäste ihre Kleidung in Regalen ablegen. Von hier aus gelangt man in das Frigidarium, den Kälteraum zur Abkühlung. Es ist rund und mit Marmorstufen ausgestattet, auf denen sich die Badegäste ausruhen konnten. Hinter dem Apodyterium gelangt man in die geheizten Räume des Tepidariums. Es wurde von einem großen bronzenen Kohlebecken beheizt. An den Wänden tragen muskulöse Atlanten das Gesims. Diese Atlanten sind zauberhaft.

Das Warmwasserbad, das Caldarium, wurde durch eine Unterbodenheizung (hypocaustum) und Rauchkanälen in den Wänden beheizt. In der Nische gegenüber dem caldarium befand sich das labrum. Hier konnte man sich waschen und erfrischen. Ach, wie schön wäre es, wenn wir uns nun genauso verwöhnen könnten.

Jetzt sehen wir uns an, was wir noch zu unserem Vergnügen hätten tun können. Wir gehen zum großen Theater. Das große Theater wurde im zweiten Jahrhundert vor Christus in einen natürlichen Hügel gebaut. Das Theater hatte Platz für etwa 5.000 Zuschauer.

Im griechischen Stil erstrecken sich die Ränge vom Orchester aus, das in den Hang gegraben wurde. Der römische Einfluss zeigt sich oberhalb dieser Galerie, wo vier Ränge auf einem gewölbten Gang ruhen. Die Cavae, die Zuschauerränge, sind in drei Abschnitte unterteilt: Der unterste Rang, die ima, war den Senatoren, Richtern und anderen Adeligen vorbehalten; im mittleren Rang, den media, saß die Mittelschicht; der oberste Rang, die summa, war den Plebejern vorbehalten. Die Ränge der ima waren breiter und nicht so steil wie die der media oder summa, um sie für die Oberschicht geräumiger und bequemer zu machen. Die Oberschicht war auch durch eine kurze Mauer von den anderen Sitzen getrennt, um das Klassensystem und die Spaltung innerhalb der sozialen Stellung der Klassen in Rom zu verdeutlichen.

Neben dem großen Theater kommen wir zum Odeon, einem kleineren, überdachten Theater (theatrum tectum) für 1500 Zuschauer.

Das Theater folgt dem Grundriss anderer römischer Theater und Odeons. Während das große Theater vor allem für die Aufführung von Dramen genutzt wurde, war das Odeon für ein gebildeteres Publikum und für Musikkonzerte gedacht. Eine besonders beliebte Kunstform der Römer war die Pantomime. Um die Akustik zu verbessern, wurde das Gebäude mit einem funktionalen Dach überdacht, von dem heute nichts mehr zu sehen ist.

Was mir und sicher auch euch gefällt, ist der Platz zwischen den beiden Theatern, der „quadriportico dei teatri“.

Das ist ein Platz, der auf allen vier Seiten von Säulengängen umgeben ist. Hier konnte man sich zwischen den Pausen der Aufführungen treffen. Vielleicht gab es etwas zu essen und zu trinken.
So, seid ihr auch erschöpft? Es gibt viel zu sehen! Und wir sind nur einmal an allen öffentlichen Gebäuden vorbeigelaufen.

Hier noch ein paar Fotos von Peter. Er ist immer neugierig und hat sich auch in die Privathäuser getraut.

Hast du Lust auf mehr Fotos? Dann schaue mal auf Peters Bildergalerie www.lichtglobal.de

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