Auf die größte Stadt Kasachstans Almaty mit ca. 2 Millionen Einwohner waren wir sehr gespannt. Die Siedlungsspuren von Almaty reichen bis ins 10. Jh. vor Chr. zurück. Im 14. Jahrhundert zerstörten die Mongolen die Stadt fast vollständig. Die Ruinen waren noch bis ins 19. Jh. sichtbar, doch auch diese Reste verschwanden, als die Russen 1854 hier eine Festung errichteten und die alten Steine für den Bau neuer Häuser verwendeten. Zum Einstieg haben wir uns am Stadtrundgang von caravanistan, A Walk through Central Almaty, orientiert. Ich erzähle einfach, was wir bei unseren Stadtspaziergängen gesehen haben.
Kirchen und eine Moschee
Die zentral gelegene russisch-orthodoxe Christi-Himmelfahrt-Kathedrale (eingeweiht 1907) gilt als Wahrzeichen der Stadt. Sie ist ganz aus Holz gebaut und hat auch größere Erdbeben fast unbeschadet überstanden.


Ähnlich wie für die St. Nikolaus-Kathedrale war für beide Kathedralen die Zeit von 1929 bis zum Ende der Sowjetunion herausfordernd! Meist wurden die Kathedralen in dieser Zeit anderweitig genutzt. Von Rundfunkstudio, Heimatmuseum, zeitweiser Zufluchtsort für verfolgte Geistliche oder Pferdestall, alles war drin. Seit 1995 dienen beide wieder als Gotteshäuser.
Der Zentralmoschee blieb dieses Schicksal erspart, sie wurde erst 1999 fertiggestellt. Besonders beeindruckt hat mich der separate Gebetsraum für Frauen und das Freitagsgebet.

Monumente
In den vielen Parks stehen Skulpturen von berühmten Männern und Frauen, die wir auf die Schnelle nicht immer zuordnen können.


Im Panfilow-Park, vor dem Militärmuseum, sind noch die Überreste der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Sieges (9.05.25) zu sehen.

Ganz in der Nähe steht die riesige Statue der Soldaten Panfilows, dessen ganze Division im 2. Weltkrieg fiel. Für mich ist es ein Mahnmal für den Frieden und ein Ort der Erinnerung an meinen Vater, der erst 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Ich kann mich nur den Worten des heutigen kasachischen Präsidenten Kassym-Schomat Tokalejew anschließen, die er am 9. Mai an sein Volk und indirekt an Putin gerichtet hat: „Der Große Vaterländische Krieg war eine der schwersten Prüfungen für die gesamte Menschheit, auch für Kasachstan. Diese schrecklichen Tage haben gezeigt, dass Krieg nur Kummer und Verluste bringt, während Frieden ein unschätzbarer Wert ist“.

Das Viktor-Tsoi-Denkmal des ikonischen sowjetischen Rock-Sängers, rührte mich an. Tsois Einfluss auf die russische Musik und Jugendkultur ist immer noch nachhaltig. Mit seiner verwuschelte Frisur sieht er auch als Denkmal sympathisch und hübsch aus.

Alija Moldagulowa wurde am 25. Oktober 1925 in der Nähe von Aktobe geboren und diente im Zweiten Weltkrieg als sowjetische Soldatin. Insgesamt dienten ca. 1,2 Millionen Kasach*innen in der russischen Armee. Alija wird als Heldin gefeiert. Sie war eine geübte Scharfschützin. Die Anzahl der von ihr erschossenen deutschen Soldaten reicht von 30 bis 91. Egal, wie viele es waren: Sie wird überall verehrt, auch in Almaty auf dem Astana-Platz.

Museen
Vom Architekt der Christi-Himmelfahrt-Kathedrale gibt es ein weiteres Holzgebäude, in dem heute ein Museum für Volksmusik Instrumente untergebracht ist. Neben einer Sammlung traditioneller kasachischer Instrumente, wie Holzharfen, Dudelsäcke, die lautenähnliche Dombra und die bratschenähnliche Kobyz, gibt es auch türkische, usbekische und kirgisische Volksinstrumente sowie Instrumente aus aller Welt. Sogar Blockflöten aus der DDR sind vertreten! Das Museum ist originell.

Ebenfalls in einem markanten Holzgebäude ist das Almaty Museum untergebracht. Das Museum erzählt die Geschichte Almatys von der Bronzezeit, übers Mittelalter bis in die heutige Zeit. Dieses Museum ist ein „Must“ für alle, die zum ersten Mal in Almaty weilen.

Im öffentlichen Raum
In den wundervoll gestalteten Parks gibt es über 120 Brunnen.




Ganz in der Nähe der Oper befindet sich der Nedelka-Brunnen. Es ist ein wunderbarer Platz sich zu treffen oder sich einfach vom Trubel der Stadt zu erholen. Die russische Übersetzung von „Nedelka“ bedeutet „Eine Woche“. Sieben geschmiedete Bögen repräsentieren die Wochentage. Die kaskadenartige Wasserstrahlen sollen sicherlich die Unaufhaltsamkeit der Zeit symbolisieren.

Die Stadt befindet sich im Umbruch. Es wird gebaut ohne Ende. Wohnblocks aus der Sowjetzeit werden abgerissen und durch moderne Architektur ersetzt. In ein paar Jahren sieht die Stadt sicher wieder ganz anders aus. Zu hoffen bleibt, dass die charmanten, stillen Alleen mit ihren beschaulichen Ecken und Brunnen erhalten bleiben!
