Xanten – Colonia Ulpia Traiana

Das römische Colonia Ulpia Traiana (CUT), das zu seiner Blütezeit (etwa 100 bis 275 n.Chr.) 10 000 Einwohner zählte, ist die größte römische Stadt nördlich der Alpen, die nicht überbaut wurde. Somit ist sie eine Schatzgrube für Archäologe*innen. Hier kann man graben und stößt sofort auf die römischen Reste. Praktika für angehende Archäologinnen und Archäologien sind heiß begehrt, weil hier modernste Verfahren gelehrt werden.

Leider wurden die Steine über der Erde als Steinbruch genutzt, so dass nur noch wenig oberhalb der Krume übriggeblieben ist. 

Die Colonia Ulpia Traiana war eine der bedeutsamsten Städte im damaligen römischen Reich. Rund 200 Jahre war sie eine blühende Stadt, die sicher auch kulturell einiges zu bieten hatte.

Heute kann man im 60 Hektar großen Archäologischen Park Xanten (APX) trotzdem viel erleben und sehen. Originalgetreue Nachbauten, wie das Amphitheater, die Stadtmauern mit ihren wuchtigen Türmen, eine Herberge, Handwerkerhäuser, der sogenannte Hafentempel mit seinen 27 Meter hohen Säulen und das römische Bad geben einen guten Eindruck der einst blühenden Stadt.

Auch für Eltern mit ihren Kindern ist das Gelände wunderbar. Am Parkeingang Stadtzentrum stehen Bollerwagen, die für eine kleine Leihgebühr ausgeliehen werden können. Kleinere Kinder und der Bedarf für den Tag, zum Beispiel ein Picknick, finden im Bollerwagen problemlos Platz. Es gibt genügend Möglichkeiten, sich bequem niederzulassen, sogar das Picknicken auf den Wiesenflächen ist erlaubt.

Bei der Kaffeemühle und der Herberge besteht die Möglichkeit, Getränke und Snacks zu kaufen. Besonders im Museumscafé KaffeeMühle gibt es schattige Plätzchen, die dazu einladen, sich auszuruhen und mit einem Getränk oder Kuchen zu erfrischen.

Amphitheater

Wir nehmen euch mit auf einen ersten Rundgang und beginnen mit dem Amphitheater in der Südostecke der Colonia Ulpia Traiana. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Amphitheater vollständig freigelegt. Zur Eröffnung des Parks 1977 wurde es in Originalgröße rekonstruiert. Es bot 10 000 Menschen, also der kompletten Einwohnerschaft, Platz. Unter den vorderen Zuschauerreihen befanden sich die Räume für die Gladiatoren und die Käfige für die Tiere. Im Boden der Arena wurden Reste eines Aufzugs gefunden. Er transportierte Tiere und Kämpfer aus dem Keller an die Oberfläche. Von den antiken Veranstaltungen im „römischen Xanten“ ist nichts bekannt. Im Allgemeinen bestanden sie aus blutigen Tierhetzen und Gladiatorenkämpfen. Heute ist es einmalig, sich auf einen der Ränge zu setzen und die Umgebung und Stimmung in sich aufzunehmen. 

In den Kellerräumen könnt ihr eine kleine Ausstellung zum Thema „Gadiatoren und Kämpfe“ ansehen. Sie lohnt sich!

Hafentempel

Zur Hafenseite des damaligen Rheins, heute verläuft er weiter östlich, befindet sich der imposante Hafentempel. Die Hafenseite war damals die „Schauseite“ der Stadt. Hier näherten sich die Menschen der Stadt, um mit den Bewohner*innen Handel mit Gütern des täglichen Bedarfs zu treiben. Als erste sahen sie diesen riesigen Tempel und die wuchtigen Säulen.

Die freistehen Säulenreihen trugen auf den vier Seiten das Dach über die Cella. Die Form und die Details der korinthischen Kapitelle konnte anhand von Bruchstücken rekonstruiert werden. Man muss sich den Tempel bunt vorstellen.

Auch wir sind über die Ausmaße und die Größe beeindruckt. Vielleicht kommt der Tempel euch bekannt vor? Er ist in vielen Geschichtsbüchern abgebildet.

Von den Dimensionen und der römischen Bauingenieurskunst zeugen die Reste des Fundaments, die freigelegt wurden.

Herberge

Unweit des antiken Hafens wurde eine Herberge mit angrenzender Therme wieder aufgebaut. Von einem Säulengang aus führen Korridore zu kleinere Mehrbettzimmer. Alle Räume sind mit römischen Wandmalereien nach antiken Vorbildern geschmückt, so dass man sich gut vorstellen kann, wie man als Reisende, Reisender hier unterkommen konnte. An Ende des Säulengangs befindet sich eine römische Küche.

Handwerkerhäuser

Drei wieder errichtete Handwerkerhäuser zeigen exemplarisch, wie ein Großteil der damaligen Bevölkerung gelebt hat. Die Rekonstruktionsbauten wurden über den Fundamenten mitsamt der Inneneinrichtung der Werkstätten nebst Wohnräumen und Höfen errichtet.

Im Erdgeschoss öffnen sich die Läden und Werkstätten zur Straße, im oberen Stockwerk liegen die Wohnräume. Alles ist sehr anschaulich beschrieben, so dass man sich gut vorstellen kann, wie hier gewirtschaftet und gewohnt wurde.

Römermuseum

Das 70 Meter hohe und 20 Meter lange Gebäude spannt sich über die Fundamente der gewaltigen Basilika und des des einstigen Bades.

Die Konstruktion aus Stahl lässt die Proportionen des antiken Gebäudekomplexes erahnen. Eine Unmenge an Exponaten erzählen themenzentriert vom damaligen Leben. Beeindruckend sind die Überreste eines römischen Lastkahns, die hoch oben im Raum schweben. Die Reste einer farbenprächtigen Innenwand zeugen vom damaligen Lebensstandard.

Es gab zwei Aquädukte, die frisches Quellwasser in die Stadt leiteten. All dies ging mit dem Verschwinden der römische Kultur wieder verloren. Xanten erhielt erst nach dem 2. Weltkrieg eine Wasserleitung. Bis dahin versorgte sich die Bevölkerung in „Pumpennachbarschaften“ mit Frischwasser.

Schiffswerft

Ausgehend vom Fund des Plattbodenschiffes, das im Museum zu sehen ist, wurde 2014 ein Projekt gestartet, dieses Schiff originalgetreu nachzubauen.

Es blieb jedoch nicht bei diesem Projekt, fünf weitere Schiffe wurden nachgebaut und sind im Themenpavillon Schiffsbau und in der Holzwerkstatt zu sehen. Was mich besonders beeindruckt ist, dass der Römerpark in Zusammenarbeit mit dem Inklusionsamt jungen Menschen mit Beeinträchtigung die Chance geben, hier eine betriebliche Ausbildung und Praktika zu absolvieren.

Barrierefreiheit

Besonders gefallen haben uns im APX die Bestrebungen, Museum und Gelände für Menschen mit unterschiedlichsten Handicaps zugänglich und erlebbar zu machen. Das Museum ist komplett rollstuhlgerecht, die Erklärtexte sind in der Regel in ausreichend großer Schrift, kontrastreich, übersichtlich und verständlich gestaltet. Es gibt Tastfelder und Hinweise in Braille. Infomaterial auf der Homepage gibt es in Einfacher Sprache und Gebärdensprache. Auch wenn ich mir die Homepage übersichtlicher vorstellen könnte (Stand September 2024), wirkt der Archäologische Park sehr einladend und besucherfreundlich. Ein Besuch lohnt sich für alle und jeden!

Peters komplette Bildergalerie kannst du dir hier anschauen:

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