Malaysia 4: Kota Kinabalu

Es heißt wieder Abschied nehmen. Auch der Flug von Kuching nach Kota Kinabalu kostet Zeit. Dafür werden wir in den nächsten Tagen einen Eindruck vom östlichen Teil Malaysias auf Borneo erhalten. Bei unserer Ankunft regnet es heftig. Monsun halt, der uns bisher fast verschonte. Wir können nicht ins Hotel, wie in der Reisebeschreibung steht. Es liegt viel zu weit außerhalb, um mal kurz vorbeizufahren. Also vertreiben wir uns alle die Zeit in einer riesigen Mall. Peter und ich gönnen uns eine Kaffeepause. Wir kommen mit einem jungen Brasilianer ins Gespräch, der seit Kurzem in Kota Kinabalu als Kryptograf arbeitet – ein zukunftsweisender Beruf.

Als wir zum chinesischen Restaurant „Kampung Nelayan“ fahren, ist es immer noch nass und regnerisch. Das Restaurant wirkt fast wie ein „Floating Seafood Market“.

Innen gibt es eine Bühne, auf der nach dem Essen ein kulturelles Programm auf uns wartet. Das Essen ist vielfältig. Wie beim Chinesen üblich, wird es auf einem Drehtisch zentral serviert, so dass sich alle bedienen können. Beim kulturellen Programm dürfen die Besucher mitmachen: Sie können tanzen, hüpfen und Blasrohr schießen. Das ist nicht so meins, aber mir gefällt, dass einige Mitreisende mit Freude mitmachen.

Auf dem Weg zum Hotel gibt es einen kurzen Stopp beim Nachtmarkt. Was für eine Vielfalt, seht selbst, ist hier zu sehen!

Der starke Regen des Vortags hat Auswirkungen auf das Meer, das Südchinesische Meer ist unruhig. Leider wird deshalb die Fahrt zu einer vorgelagerten Insel, mit anschließendem Schnorcheln, abgesagt. Dafür geht es zu den Wetlands, einem Mangrovenwald, der sich mitten in Kota Kinabalu erhalten konnte. Früher war die gesamte Küste mit Mangroven bewachsen.

Mangroven erfüllen wichtige ökologische Funktionen: Sie helfen bei Überflutungen, filtern und reinigen das Wasser und sind Kinderzimmer für viele Meereslebewesen (Krabben etc.). Außerdem sind sie Lebensraum für Insekten, Reptilien, Krustentiere und über 90 Vogelarten (Brut- und Zugvögel). Wir wandern über einen Holzsteg und können von dort aus diese Vielfalt bestaunen. Der Mangrovenwald wirkt auf mich wie ein Zauberwald. Schade, dass dieses kleine Paradies durch urbane Entwicklung bedroht ist.

Nach den Wetlands gibt es Mittagessen bei Little Sulap, einem kleinen Restaurant, das regionale Küche anbietet. Fast alle entscheiden sich für das Sabahan-Gericht, das braunen Reis, regionales Gemüse, ein halbes Entenei, frittierten Fisch, Ingwer-Pickle, Mango-Pickle, Gurkenscheiben und Krabben-Sambal. Die Pickles sind gewöhnungsbedürftig, doch alles zusammen mundet uns. Man schmeckt, dass keine Geschmacksverstärker verwendet wurden und alles frisch zubereitet ist. Fast alle sind sich einig, dass es eines der leckersten Gerichte ist, das wir bisher gegessen haben.

Es geht weiter. Offensichtlich sollen wir bei einem Souvenir-Shop „shoppen“. Ich kaufe Postkarten. Später werden wir wieder in den Bus geladen. Es geht zum Atkinson Clock Tower. Das ist ein Uhrturm und eines der ältesten Bauwerke in Kota Kinabalu. Der Turm diente lange Zeit als Schifffahrtszeichen.

Kurz darauf kommen wir an einem „Heritage Tree“ vorbei, einem von den Engländern gepflanzten Rain Tree. Diese Bäume sollten Picknicks beschatten. Hier ein Picknick zu machen, wäre sicherlich wunderbar, wenn nicht direkt daran die Autostraße vorbeiführe. Dahinter erstreckt sich das Watervillage. Die Häuser sind auf Pfählen gebaut. Ursprünglich verlief hier die Wasserlinie, doch durch Landgewinnung stehen die Häuser nun auf dem Trockenen. Noch immer leben hier Fischer, aber nicht nur diese.

Die multikulturelle Bevölkerung findet ihren Ausdruck in den unterschiedlichsten religiösen Zentren. Ungewöhnlich ist der Sikhtempel. Der über 100 Jahre alte Gurdwara Sahib ist ein wichtiger Treffpunkt der Sikh-Gemeinschaft in ganz Borneo. Ebenso wichtig ist die „Goldene Moschee“, in der sich immerhin 5.000 Gläubige versammeln können. Ihre goldene Kuppel ist auffällig und von weit her sichtbar. Morgens waren wir bereits an der „Floating Mosque“ vorbeigekommen. Sie ist von einem künstlich angelegten Wasserbecken umgeben. Durch die Spiegelung im Wasser wirkt es, als ob sie über der Lagune schweben würde. Unser letzter Halt ist der Teluk-Likas-Strand, wo es einen interessanten Foodmarket gibt. Jetzt am Nachmittag ist hier viel los. Ich laufe an zwei Frauen vorbei, die vor einem riesigen Berg geschnittenem Hühnerfleisch sitzen. Bei dieser Hitze frage ich mich, ob ich wirklich ein Hühnchengericht essen möchte. Nein, allein der Anblick genügt, um meinen Magen-Darm-Trakt wieder in Aufruhr zu versetzen.

Am Abend genießen wir von unserem Hotelbalkon aus einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Südchinesischen Meer.

Am nächsten Tag geht es zum Ökotourismusprojekt „Pinagon Baru“ (weitere Informationen findet ihr hier: https://www.borneoecotours.com/v1/blog/kiulu-farmstay-a-community-based-tourism-cbt-project/). Das Projekt befindet sich in einem kleinen Dorf im Hinterland der Westküste Borneos.

Die Dorfbewohner lebten bis vor kurzem hauptsächlich vom Reisanbau. Wie so oft wanderte die Jugend in städtische Regionen ab, sodass die Bevölkerung schrumpfte. Die Menschen in Kiulu suchten im Öko-Tourismus einen Ausweg. Zunächst bauten sie gemeinsam mit Freiwilligen aus lokalen Materialien eine Art „Besucherzentrum“. Dort erhalten wir eine erste Einführung in das Projekt und es gibt leckeren Ingwer-Zitronengras-Tee. Wer mochte, konnte diesen mit Reiswein anreichern. Danach durften wir uns in verschiedenen Aktivitäten erproben: Wir erfahren, wie Reis entspelzt und sortiert wird, wie man auf matschigem Untergrund auf Stelzen läuft und wie man mit einem kleinen Holzpfeil mittels Blasrohr auf ein Ziel zielt.

Besonders beeindruckend ist eine Wanderung zur Kiulu Farmstay durch den Regenwald mit seiner üppigen Flora und Fauna.

Welche unbekannten Geräusche umspielen mein Ohr! Im Dorf angekommen, gibt es ein sehr leckeres Mittagessen, das allen Reisenden schmeckt.

Während wir aßen, setzt starker Regen ein. Als wir aufbrechen, regnet es nur noch wenig. Nach dem Regen wirkt das satte, üppige Grün überwältigend intensiv. Alles glänzt, tropft und glitzert um die Wette. Das berührt mich tief in meiner Seele. Das war bis jetzt der schönste Tag für mich.

Super ist auch, dass wir den Rest des Tages und morgen frei haben.

Nicht ganz, denn wir feiern am letzten Abend mit fast allen Mitreisenden und unserem tollen Reiseleiter im indischen Restaurant Kohinoor an der Waterfront am Südchinesischen Meer in Kota Kinabalu Abschied. Das Essen hier war ebenfalls lecker.

Fazit zur Gruppenreise in Malaysia:

  • Gruppenreisen sind eine hervorragende Option, wenn man nur wenig Zeit für die Vorbereitung hat, die Sprache des Landes nicht kennt oder in relativ kurzer Zeit möglichst viele Eindrücke sammeln möchte. Sie bieten Struktur, Orientierung und die Möglichkeit, ein fremdes Land ohne großen Aufwand zu entdecken. Das hat uns diese Reise „Höhepunkte Malaysias“ ermöglicht.
  • Für das Gelingen einer Gruppenreise spielt der Reiseleiter eine zentrale Rolle. Besonders wichtig sind dabei organisatorisches Geschick, soziale Kompetenz, Anpassungsfähigkeit und natürlich ein tiefes Wissen über das Reiseland. Jaya (siehe Foto unten mit Peter und Regina), du warst ein super toller Reiseleiter, vielen Dank!
  • Auch die Gruppendynamik spielt eine wichtige Rolle. Natürlich kann man nicht erwarten, dass sich alle gleich gut verstehen. Für das Gelingen einer Reise ist es dennoch wichtig, dass der Großteil der Gruppe bei gemeinsamen Aktivitäten wie Wanderungen oder Mahlzeiten Freude am Miteinander hat. Ich muss sagen, dass das bei dieser Reise gelungen ist.
  • Natürlich ist das Fitness-Level nicht bei allen Reisenden gleich. Es zeigte sich jedoch, dass die Fitness der Teilnehmenden bei dieser Reise deutlich variierte. Falls ihr euch für Gruppenreisen interessieren solltet, bitte schaut, ob ihr fit genug seid. Egal, was in der Beschreibung steht, ihr solltet gut zu Fuß sein und ohne Probleme zwei Stunden zügig durch eine Stadt gehen können.
Alle in allem: Mir hat die Malaysia-Reise super gut getan und sehr gefallen. Auch die Gruppe war einfach nett.

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