Ein Schatz der Stadt Tübingen – der Botanische Garten der Universität Tübingen

Es ist ein trüber, nebeliger Herbsttag und die Sonne versteckt sich. Natürlich könnte ich mir eine Tasse Tee schnappen, ein Buch zur Hand nehmen und mich gemütlich unter einer Decke verstecken. Aber danach ist mir nicht. Gestern bin ich mit dem Bus am Botanischen Garten vorbeigefahren (https://uni-tuebingen.de/einrichtungen/zentrale-einrichtungen/botanischer-garten/besucherinformation/). Jetzt wohne ich 49 Jahre in Tübingen, aber da war ich noch nie. Das könnte doch eine Unternehmung an diesem grauen Tag sein. 

Es fahren häufig Busse zum Botanischem Garten und so sind wir im Nu dort oben. Der Garten liegt am nördlichen Stadtrand an einem Südhang auf der Wanne, mit wunderbarem Blick auf die Alb. 

Der Botanische Garten der Universität Tübingen ist eine zentrale Einrichtung der Universität Tübingen und wird für Lehre und Forschung genutzt. Auch der Öffentlichkeit bietet der Botanische Garten die Möglichkeit, die einzigartige Vielfalt von einheimischen und exotischen Pflanzen zu erkunden oder auch einfach in schöner Umgebung Erholung zu finden. So steht es auf der Homepage der Universität. 

Am Eingang empfängt uns eine Vielzahl blühender Fuchsien. Die Fuchsie ist eine Pflanze, die mit Tübingen verbunden ist. Vor 500 Jahren lebte in Tübingen Leonhart Fuchs, ein bedeutender Arzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts. Er übernahm 1535 den Lehrstuhl für Medizin an der Universität Tübingen. Bekannt wurde Fuchs aber auch als einer der „deutschen Väter der Botanik“: 1542 und 1543 erschienen seine Werke „De historia stirpium“ – eine „Lebensgeschichte der Heilpflanzen“ und die deutsche Überarbeitung „Neues Kreüterbuch“, die bis heute Vorbild für die botanische Buchillustration geblieben sind. Fuchsien findet ihr im Sommer in allen Blumenarrangements der Stadt. Sie ist in Tübingen einfach die Blume der Wahl. Aber ich hätte nie gedacht, dass es so viele Fuchsienarten gibt. Schaut selbst, hier kommt eine kleine Auswahl.

Danach geht es in die Gewächshäuser, dem Tropicarium, dem Subtropenhaus und dem Sukkulentenhaus. Doch hier empfangen uns zunächst keine Pflanzen, sondern mehr als 100 zum Teil seltene lokale Apfelsorten, die gerade geerntet wurden. Was für eine Vielfalt. 

In den tropischen Gewächshäusern beginnt gerade der Frühling und so grünt und blüht es hier in einem nicht erwartenden Ausmaß.

Wir schwitzen und so sind wir froh, durchs Alpinum, Rhododendron-Tal, die Heide, die Schwäbische Alb und die Steppe zu schlendern.

Wir sind gespannt auf das Arboretum. Auf einer Fläche von 5 Hektar befinden sich hier Gehölze aus aller Welt. Natürlich ist es Herbst. Aber auch das ist schön. Einige Apfelbäume hängen noch voller Äpfel und die Färbung der Bäume ist einfach zauberhaft. „Indian Summer“ vom Feinsten erwartet uns.

Aber noch schöner ist, dass der Literaturpfad im Arboretum mit seinen roten Schirmen ein besonderes Highlight ist.

Bis zum 10. November kann man ihn noch genießen. Bereits zum 3. Mal hat der Förderkreis lyrische Spuren gelegt. Ganz wunderbare Gedichte von Dichter*innen, die einen Bezug zu Tübingen haben, wie Eva Christina Zeller, Eduard Mörike, Friedrich Hölderlin und Ludwig Uhland können beim Vorbeischlendern genossen werden.


Ich schließe mit dem Gedicht „Die Eichbäume“ von Friedrich Hölderlin:

Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
Der euch nährt` und erzog, und der Erde, die euch geboren.
Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd ich unter euch wohnen.

Peters Bildergalerie findest du hier:

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